Der VCM bedeutete für viele Läufer einmal mehr das highlight in der Saisonplanung. Im Vorfeld ist zwar z.B. die Streckenlänge fix, das große Zittern bereitet aber immer der Wetterbericht.
Der langen Rede kurzer Sinn: optimal war vielleicht die Temperatur, der heftige Wind - noch dazu aus der "falschen" Richtung - war es sicherlich nicht. Dieser machte die 42,2km noch schwieriger als eigentlich nötig, wobei große Hitze wohl noch das viel größere Problem gewesen wäre.
Aus der Sicht des team2012.at war sicherlich Martin "Hamza" Mistelbauer unser heißes Eisen im Feuer. Bis vor wenigen Wochen war es wegen gesundheitlicher Probleme von
Mitte Jänner bis Mitte Februar nicht klar, ob ein Start einen Sinn machen würde, aber die letzten Wochen verliefen eigentlich sehr gut. Somit wäre bei optimalen Bedingungen ein Angriff auf die
bisherige Bestzeit (2:26:54 in Berlin 2015) am Programm gestanden, optimal war es aber sicher nicht. In seinem Leistungsbereich kommt erschwerend hinzu, dass er in Wien über große Teile der
Strecke praktisch allein laufen muss, oft ist ein paar hundert Meter davor und dahinter gar kein anderer Läufer.
Und genau so war es auch heute wieder. Martin war (wie immer) gut gelaunt und locker unterwegs, die erste Hälfte passierte er in ca. 1:14:00. Er wählte wie immer eine eher defensive Renntaktik, was dazu führte, dass er ca. ab km15 eigentlich nur mehr überholte. Der Gegenwind vom Lusthaus weg zurück zum Ziel drückte etwas auf die Zeit, bei km38 kamen erste Krämpfe hinzu. Da galt die Devise, das Rennen sicher zu Ende zu laufen, die Platzierung schien abgesichert. Er verlor trotzdem nicht viel Zeit auf der schwierigeren zweiten Hälfte und kam nach 2:29:52 (netto) ins Ziel vor dem Burgtheater.
Wie großartig diese Leistung war, zeigte sich erst so richtig nach dem Rennen beim Blick auf die Ergebnisliste. Praktisch alle guten Läufer hatten aufgrund der Bedingungen einige Minuten eingebüßt und Martin hätte im Vorfeld wohl nie damit gerechnet, dass er beim VCM insgesamt als 22. Läufer ins Ziel einlaufen würde! Zudem wurde er hinter Valentin Pfeil und Christian Robin drittschnellster Österreicher. Martin meinte zwar nach dem Rennen "Richtig lustig war es heute nicht", aber die Fotos zeigen ihn immer in seiner gewohnt locker-lustigen Weise.
Ein etwas unglücklicher Held war heute Valentin Pfeil. Der schnellste Österreicher wusste, dass mit seiner heuer erzielten Halbmarathonzeit das Olympialimit (2:14:00) bei optimalen Bedingungen, guter Tagesverfassung und etwas Glück durchaus in Reichweite lag. Aber es hat nicht sollen sein. Der heftige Gegenwind auf dem letzten Streckenabschnitt zog ihm die Kraft aus den Beinen und er kam nach 2:16:37 ins Ziel. Das ist sehr gut, aber nicht gut genug - für das ÖOC.
Das internationale Limit für Rio liegt zwar bei 2:19:00, das ÖOC findet das aber viel zu einfach und hat das Limit mit 2:14:00 fixiert. Falls heute jemand vom ÖOC vor Ort war, hat man vielleicht erkannt, dass man bei diesen Bedingungen schnell rund zwei Minuten verlieren kann.
Wie fühlt es sich an, wenn der große Traum von Olympischen Spielen im Prinzip nicht von der eigenen Leistung, sondern vom zufällig herrschenden Wind und Funktionären vom ÖOC zerstört wird? Aber es ist ja noch nicht das letzte Wort gesprochen, das ÖOC könnte Valentin trotzdem (weil er eben das internationale Limit deutlich unterboten hat) nominieren, der ÖLV hätte sicherlich nichts dagegen, sollte sich aber auch entsprechend engagieren.
Nicht zuletzt, weil Edwin Kemboi (seit vorigem Jahr mit österreichischer Staatsbürgerschaft) heute - bei idealen Bedingungen - in Rotterdam 2:15:47 gelaufen ist und damit schon zwei Läufer das internationale Limit unterboten hätten. Vielleicht warten wir noch nächste Woche ab, wo Lemawork Ketema (team2012.at) in Hamburg auch einen Angriff aufs Olympialimit unternimmt und dann könnten es vielleicht sogar drei Läufer sein, die zumindest das internationale Limit unterboten haben. Drei Läufer für Österreich in Rio, die würden einander gegenseitig Motivation verleihen, könnten als Team auftreten und der Laufszene in Österreich insgesamt einen wichtigen Impuls verleihen!
Abgesehen von Martin Mistelbauer startete heute Jernej Zohar für unseren Verein über den Halbmarathon. Mit 1:14:24 lief er nach längerer Krankheit schon wieder fast in den Bereich seiner Bestzeit und wurde Gesamt 14. Ganz toll auch unser Mitglied Alex Artner, der mit 1:17:04 sogar eine persönliche Bestzeit lief!
In der Ö3-Staffel liefen mit Timon Theuer (ca. 2:50) und Valentin Schneider gleich zwei von uns betreute Läufer mit und gehörten zu den schnellsten Läufern, auch
wenn man über den Sinn dieser Staffel (die am Ende die Marathonspitze nicht überholen darf) geteilter Meinung sein kann.
Über eine neue Bestzeit im Marathon durfte sich Martin Partsch freuen, der mit unserem "Marathonpaket" eine Zeit von 3:08 lief!
Sehr respektable Leistungen zeigten zudem Katja (3:28) und Karl Bruzek (3:11), die auch mit Trainingsplänen von uns das Rennen in Angriff nahmen.
Wir gratulieren allen Teilnehmern, die sich alle jetzt entsprechende Erholung verdient haben und sich rasch neue Ziele setzen sollten!
FOTOS von der heutigen Veranstaltung
YouTube-Video vom Rennen Martin Mistelbauers ( (c) Hannes Mistelbauer)