Zu den Staatsmeisterschaften der allgemeinen Klasse in Rif (Salzburg) schickten wir eine feines Team. Elisabeth Pöltner-Holkovic startete über 1500m und 5000m, Timon Theuer über 5000m, Andi Vojta über 1500m und Brenton Rowe über 1500m und 5000m.
Am Samstag bei der Hinreise ein kleiner Dämpfer als Andi berichtete, dass er beim Einlaufen in der Früh ein krampfartiges Ziehen im Beinbeuger spürte. Damit war mal klar, dass er das 800m Rennen auslassen würde und stattdessen gleich einen Termin mit dem ÖLV-Masseur in Rif vereinbarte.
Somit war Elisabeth als Erste an der Reihe: die erfahrene Läuferin (Jg. 72) teilte sich das 5000m-Rennen sehr gut ein und erreichte mit einem Sprinterfolg in der Verfolgergruppe den insgesamt 8. Rang in guten 18:49.
Dann kamen Timon und Brenton über die gleiche Distanz bei den Männern. Brentons Bestzeit war rund eine Minute besser als die des Zweitbesten im Feld, so konnte wohl ohne Arroganz davon gesprochen werden, dass er sich bei einem Sieg nicht einmal besonders auspowern wird müssen. Der EM-Starter führte auch schon bald das Feld an und lief souverän dem Sieg in 14:50 entgegen.
Etwas anders die Ausgangssituation für Timon: er brachte die schwächste Qualizeit aller Starter mit, hatte also keinen Medaillendruck. Er wusste aber, dass er zuletzt wieder sehr gut in Form
gekommen war und dass es im Feld der Verfolger recht eng zugehen wird. So war es auch. Über weite Strecken führte er den Verfolgerpulk mit 72er/73er Runden an, nach ungefähr 4 Runden wurde das
Tempo dieser Gruppe aber langsamer und es wurde - teilweise nebeneinander laufend - nur mehr taktiert. Tja, und dann passierte es: bei 2600m genau bei der Ziellinie rangelten 3 Läufer um 2
Positionen und: Platsch.
Auf 1, 2, 3 fielen 3 Läufer praktisch übereinander auf den Bauch, wobei Timon bei diesem unfreiwilligen Läufer-Sandwich die unterste Schicht bildete. Es dauerte relativ lange, bis sich alle 3 wieder aufgerappelt hatten, der Rückstand zu den anderen Läufern verhielt sich umgekehrt proportional zur Motivation. Timon spürte gröbere Schmerzen im Bereich der Achillessehne und der Sprunggelenke, einen anderen Läufer erwischte es noch etwas schlimmer, er musste später genäht werden. Wie auch immer, Timon trottete an letzter Stelle (damit war das Läuferfeld von team2012.at-Läufern gut eingerahmt) ins Ziel und will die offene Rechnung möglichst bald begleichen.
Der erste Tag endete somit mit etwas Luft nach oben.
Elisabeth hatte vom 5000er am Vortag noch nicht genug und startete voll motiviert am Sonntag über 1500m. Im Feld der 8 Läuferinnen bahnte sich für sie sogar ein Kampf um die Bronzemedaille an. Mit rund 3 Metern Vorsprung auf die viertplatzierte Läuferin bog sie auf die Zielgerade ein und konnte das Tempo sogar noch etwas anziehen. Allerdings die Gegnerin etwas mehr und für Elisabeth gab es auf der Ziellinie ein ungewolltes déjà vu: Hatte sie heuer bei den Hallenstaatsmeisterschaften die Bronzemedaille um 1/100" verpasst, waren es nun 4/100". In Summe also um 5/100" zweimal eine Medaille zu verpassen - das scheint weltrekordverdächtig, wobei sie auf diesen Rekord gern verzichtet hätte. Wie auch immer, 4:58 in einem taktisch geprägten Rennen ist auch so eine feine Leistung.
VIDEO vom Rennen (hosl's blog)
Und dann kam Andi Vojta. Der Olympiateilnehmer von 2012 und vielfache Staatsmeister über die 1500m entschied sich erst 20 Minuten vor dem Start nach einem flotten 200er definitiv für einen Start. Das Problem im Bereich des Beinbeugers war augenscheinlich unter Kontrolle. Somit war klar: ganz oder gar nicht, lauwarmes Probieren ist nicht seine Sache. Sein Vereinskollege Brenton Rowe, vor 2 Wochen bei der EM in Amsterdam über 5000m im Einsatz, würde es ihm jedenfalls nicht leicht machen.
Man kann vor und nach dem Rennen gut Freund sein, herumblödeln, zusammenhalten, aber Wettkampf ist Wettkampf, da ist der Nichtangriffspakt außer Kraft gesetzt und "Stallorder" gibt's natürlich auch keine.
Die beiden Favoriten setzten sich recht bald vom Rest des Feldes ab. Zuerst führte Andi, dann Brenton, der knapp vor Andi auf die letzten 200m und auf die Zielgerade kam. Andi entsann sich dann aber der Mittelstreckenehre, griff noch ein Stück tiefer in die Laktatkiste und kam mit Mühe - knapp aber doch - an Freund und Gegner noch vorbei. 6/100 Sekunden betrug schließlich der Vorsprung, theoretisch hätten sich beide beim Zieleinlauf die Hände reichen können. Das taten sie aber erst wieder im Ziel. Mit Hilfe einer flotten Schlussrunde (ca. 56") waren die letzten 800m auch kaum langsamer als die 800m Siegerzeit beim Rennen am Vortag. Andi und Brenton boten mit dem Sprint auf der Zielgeraden nicht nur ein spannendes Rennen, sondern ließen ihre Klasse deutlich aufblitzen.
VIDEO vom Rennen (Hosl's blog)
Mit 2 x Gold und 1 x Silber, dazu ein 4. Platz ganz knapp neben dem Podium gab es somit für das team2012.at ein happy finish und wir durften zufrieden die Heimreise antreten. Ein Teil von Andis Goldmedaille (oder zumindest 1 Flasche des gewonnenen (alkoholfreien) Biers) gebührt jedenfalls Jan Siart, der als ÖLV-Masseur vor Ort Andis Laufwerkzeuge noch rechtzeitig in Kampfbereitschaft gebracht hatte.
ERGEBNISSE der ÖSTM
Die Staatsmeisterschaften in Salzburg waren wirklich gut organisiert, Lob gebührt also auch dem lokalen Veranstalter.
Aber auch abseits der Staatsmeisterschaften gibt es eine hervorragende Leistung eines Läufers, der vom team2012.at betreut wird (und für Köflach startet).
Lukas Gärtner, der zuletzt bei der Berglauf EM in Arco (ITA) im Nationaltrikot sehr erfolgreich im Einsatz war, startete heute beim Berglaufklassiker von Telfes auf die
Schlickeralm (Schlickeralmlauf), einem der bestbesetzten Bergläufe Europas. Gewonnen hat der Berglauf-Weltmeister Petro Mamu, Lukas belegte auf der schwierigen
Strecke den ausgezeichneten 9. Gesamtrang und wurde hinter Simon Lechleitner zweitbester Österreicher.
Da dieser Lauf auch als Qualifikationslauf für die Berglauf-WM im September in Bulgarien galt, schaut es für eine erneute Nominierung fürs Nationalteam sehr gut aus!