Das Leben besteht nicht nur aus Sport: Trump & Co.

Is it a shame? Who is to blame?
Is it a shame? Who is to blame?

Trump & Co.

 

Wenn wir davon ausgehen, dass das Wahlergebnis nicht manipuliert wurde und die Wähler im Vorfeld nicht manipuliert wurden, sondern im - mehr oder weniger - Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte mehrheitlich für diesen Kandidaten gestimmt haben, dann ist die Empörung nicht über das Ergebnis angebracht, sondern über die Umstände die dazu geführt haben, dass die Mehrheit eben diese Entscheidung als beste Wahl angesehen hat.

 

Wie konnte es dazu kommen?

 

Die Menschen wollen sich wohl bei einer Wahl nicht bewusst selbst schädigen, sondern den Kandidaten wählen, von dem sie sich eine bessere Lösung ihrer Probleme und eine bessere Zukunft für das Land erhoffen, auch wenn es nur das geringere Übel angesichts des Angebotes ist. Die Gesellschaften in den entwickelten Ländern driften immer weiter auseinander. Ein immer größerer Teil der Gesellschaft (oft eher despektierlich als „Wohlstandsverlierer“ abgekanzelt) fühlt sich vom „Establishment“ aus der Politik und den Medien einfach unzureichend vertreten und die in der „offiziellen“ Öffentlichkeit diskutierten Probleme sind meist nicht jene, die die Mehrheit als vordringlich einstuft.

 

Eigentlich wäre es für Politiker, die Wahlen gewinnen wollen, ziemlich einfach. Sie müssen nur ihr Ohr an der Basis haben, und hören was die Mehrzahl der Menschen wirklich bewegt. 

Ist das verabscheuungswürdiger Populismus?

 

Es ist eben z.B. ein Faktum, dass sich viele Menschen bei einer starken und teilweise unkontrollierten Zuwanderung unwohl fühlen. Sind diese Menschen deshalb dumm? Sind deren Meinung und Empfinden höchstens zweitklassig in der relativen Wertigkeit? Wenn man es selbst gerade irgendwie über die Runden schafft und dazu immer wieder von Steuergeld-Verschwendungen hört, bereitet es Unbehagen wenn das Gefühl besteht, dass man das Bisschen auch noch mit anderen teilen muss, die dafür (noch) nicht viel in die Gesellschaft eingebracht haben.

 

Die Frage ist doch, ob Politiker, die sich für „den kleinen Mann“ stark machen und sich dabei gegebenenfalls auch gegen die mainstream-Medien stellen, in der Praxis dann tatsächlich bessere Lösungen anbieten und umsetzen können. In Österreich lässt die bisherige Praxis auf Länder-Ebene das bezweifeln bzw. zumindest nicht eindeutig beantworten. Vielleicht, auch wenn es gewagt ist, ist der vorübergehende (?) Beweisantritt notwendig.

Die Arroganz und Abgehobenheit der (vermeintlichen) intellektuellen Elite des Landes gegenüber den Benachteiligten (bzw. jenen die sich so fühlen) öffnet eine breite Nische, die von Demagogen sehr einfach zum eigenen Vorteil genützt werden kann. Verantwortungsvollen Politikern muss der Wunsch nach gesellschaftlichem Wohlergehen die Handlungsmaxime vorgeben. Welche Politiker können diesen Anspruch in der Realität glaubwürdig erfüllen?

 

Das Wahlergebnis in den USA, so schmerzvoll oder gar gefährlich es heute aus unserer Sicht auch empfunden wird, kann vielleicht hierzulande Verantwortliche in Politik und Medien wachrütteln und vielleicht dazu führen, dass statt Scheindiskussionen in abgeschotteten Echokammern die tatsächlichen gravierenden Probleme des Landes angegangen, Lösungen erarbeitet und tatsächlich umgesetzt werden.

 

Wenn das nicht geschieht, wird wohl eine Zukunft zur Gegenwart wie es der Psychologe Michael-Andreas Heiss heute formuliert hat: „In Zukunft kann nur jener Politiker gewinnen, der das Establishment und die Medien (die willfährigen Helfer) frontal angreift und damit alles riskiert. Dass diese Art der Fundamentalopposition als Populismus bezeichnet wird, ist haarsträubend, zumal das Establishment und die Medien ausschließlich populistisch agieren und jegliche Argumentation verweigern. Der psychotische Konflikt, die völlige Gegensätzlichkeit der Wahrnehmungen zu allen möglichen Themen wird allmählich zur Normalität, die Verunsicherung allgegenwärtig und die Führungskrise bis auf Weiteres prolongiert."

 

Anm: Dieser Kommentar soll in keiner Weise in irgendeine Richtung parteipolitische Präferenzen zum Ausdruck bringen!

 

Update 10.11. Elisabeth Raether hat es in der "Zeit online" im August 2016 eigentlich schon viel besser formuliert, wie ich eben gefunden habe.