Berichte über Marathonläufe in der ganzen Welt sind immer spannend und inspirierend. Deshalb freuen wir uns, dass uns Philipp Meixner (team2012.at) einen ausführlichen Bericht von seinem Rennen in Porto am 6.11. geschickt hat.
"Es ist schon mehr als eine Woche vergangen, trotzdem kommt es mir vor, als wäre ich erst gestern in Porto gelaufen. Ich schließe die Augen und laufe die Strecke nochmals ab. Ich erinnere mich an jede Steigung, an jede Kurve, jeder Kopfsteinpflasterabschnitt, die vielen Zuschauer hinauf zur Ponte Dom Luis I und im Zielbereich, die Läufer rund um mich entlang der Strecke, alles noch da in meiner Erinnerung.
Sonntag, 06.11.2016 kurz vor 09:00, in der kleinen Stadt Matosinhos, 10 Kilometer nordwestlich von Porto. Zu meiner Rechten der Atlantik, der eine frische Brise mit sich brachte. Das Wetter war nahezu ideal. Knapp 10 Grad, die Sonne schien wolkenlos vom Himmel, nur der Wind verhinderte die Traumbedingungen.Umringt von tausenden Läufern aus 56 Ländern, die alle dasselbe wie ich im Sinn hatten, wartete ich auf den Startschuss.Es war wieder Zeit für einen Marathon.
Um Punkt Neun erfolgte die offizielle Startfreigabe. Nach 25 Sekunden, konnte auch ich die Startlinie überqueren und mein Rennen in Angriff nehmen. Da ich bei der Generalprobe vor einen Monat, in Budapest über die 30 Kilometer, etwas übermotiviert und deshalb viel zu schnell die ersten Kilometer gelaufen war, wollte ich das beim Marathon auf jeden Fall verhindern. Mein einziger Gedanke war, nur nicht von der Menge mitreißen lassen, es sind 42 lange Kilometer, Zeit genug um die zu schnell gestarteten Läufer wieder einzuholen. Die ersten 5 Kilometer führten rund um den Parque da Cidade, zunächst etwas hinauf, danach wieder hinunter. Nach einen langsameren Kilometer 1 (4:23), lief ich die nächsten Kilometer um die 4:00.
Wieder im Start/Zielbereich angekommen, machte sich zum ersten Mal der Wind bemerkbar. Ich hatte die Wahl, laufe ich weiter stur das 4er Tempo, auch gegen Wind und warte darauf, dass mir der Mann mit dem Hammer, früher oder später einen Besuch abstattet, oder reduziere ich das Tempo. Da ich den Mann mit dem Hammer, die letzten Marathons immer wieder kennenlernen durfte, entschied ich mich für Variante 2.
Vom Zielbereich verlief die Strecke, Richtung Norden bis zum Hafen von Matosinhos. Dort kam ich in den Genuss, der Spitzengruppe der Herren, etwas später der Damen, entgegen zu laufen. Einfach unglaublich wie schnell diese einen Marathon laufen können. Nach 8 Km erfolgte eine 180 Grad Wende und es ging die Strecke wieder zurück zur Startlinie. Kilometer 10 ließ ich nach 41:37 hinter mir.
Auf der Küstenstraße in südlicher Richtung bis nach Foz do Douro, wo der Douro in den Atlantik mündet, bildete sich langsam eine Gruppe, an die ich mich anhängte. Da in diesem Abschnitt der Wind von der Seite kam, wurde sich die Führungsarbeit noch schön aufgeteilt.Das änderte sich aber, als es den Douro entlang nach Porto bis zur Ponte Dom Luis I. ging.
Von da an hatten wir Gegenwind und keiner der auf 8 Läufer angewachsenen Gruppe, wollte für den Anderen im Wind laufen.Da der Marathon ja 42 und nicht 15 Kilometer hat, teilte ich mir die Führungsarbeit mit einem Franzosen. (Ich wollte ja ins Ziel kommen) Nach etwas mehr als 20 KM überquert man die Brücke nach Vila Nova da Gaia, nachdem man einen kurze aber knackige Rampe bewältigt hat. Ich weiß nicht genau warum, waren es die vielen Zuschauer auf diesem Streckenabschnitt, die mich extra motiviert haben, oder habe ich mich einfach nur über die anderen Läufer in der Gruppe geärgert, die keinen Meter im Wind gelaufen sind, jedenfalls bin ich, die kurze Rampe, wie bei einem Hügelsprint, hinaufgelaufen. Dadurch hat sich die Gruppe halbiert.
Etwas dezimiert, ging es auf der anderen Seite des Douros wieder Richtung Atlantik. Die Halbmarathonlinie überquerte ich nach 1:28:02. Von da an wusste ich, dass sich eine neue Bestzeit nicht mehr ausgehen kann. 1:25 lässt der Wind auf der zweiten Hälfte einfach nicht zu. Zum ersten Mal habe ich bei einer Laufveranstaltung nicht dauernd auf die Uhr geschaut. Ich bin nach Kilometer 10 einfach nach Gefühl gelaufen.
Auf halben Weg, Richtung Atlantik, bei Kilometer 25 folgte wieder eine 180 Grad Kurve und die Strecke führte wieder zurück Richtung Ponte Luis. Bis zum Umkehrpunkt kam der Wind nicht von vorne und siehe da, schon haben wir uns wieder in der Führung abgewechselt. Geht doch.Kurz vor der Wende wurde es dem Franzosen zu langsam und er zog das Tempo an. Da weder die anderen Zwei noch ich, das Tempo mitlaufen wollten oder konnten, waren wir nur noch zu Dritt. Auf selber Strecke ging es wieder retour Richtung Porto. Von da an wieder mit Gegenwind. Bis kurz vor der Brücke übernahm ich wieder die Führungsarbeit, bis mich ein Italiener, den wir eingeholt hatten, kurz ablöste. Ich war über jeden Meter dankbar.
Wieder in Porto angekommen verlief die Strecke noch zwei Kilometer ins Landesinnere bevor die letzte 180 Grad Wende folgt. Damit die Läufer auch alle sechs Brücken von Porto gesehen haben. Von dort ging es wieder den Fluss und die Küste entlang die letzten 11 Kilometer bis ins Ziel. Noch immer zu Dritt, die zwei Portugiesen im Schlepptau (der Italiener ging uns abhanden), lief ich dem Ziel entgegen.
Bei KM 35 merkte ich, dass einer der Beiden immer leicht abreißen lassen musste, deshalb reduzierte ich immer wieder leicht das Tempo, damit er wieder aufschließen konnte. Mein Gel, das ich ihm anbot, wollte er nicht. (Hatte noch eines von der Verpflegung bei KM 30 übrig). In dieser Phase des Marathons war mir die Zielzeit so was von egal. Ob ich jetzt 2:56 oder 2:57 laufe war nebensächlich. Ich wollte nach so vielen gemeinsamen Kilometern gemeinsam mit wenigstens einem der beiden ins Ziel kommen. Da er auch das verringerte Tempo (ca. 4:17) nicht mehr laufen konnte, ließen wir Ihm zurück und liefen die letzten 5 Kilometer mit Gegenwind zu zweit weiter. Mein persönliches Highlight des Rennens hatte ich 4 Kilometer vor dem Ziel, als ich eine der kenianische Elite-Läuferinnen, ein- und überholen konnte. Das Ziel erreichten wir am Ende nach 2:56:37.
Zwar habe ich meine persönliche Bestzeit klar verfehlt, aber immerhin mein erster Marathon im Herbst unter 3 Stunden. Ohne Wind hätte es die flache Strecke sicher zugelassen. Alleine das Panorama und das Wetter war die Reise nach Porto wert.Ich bin sehr zufrieden damit, wie ich mir den Marathon eingeteilt habe. Auf der ganzen Strecke haben mich gefühlt 50 Läufer nach dem Start überholt, ich konnte aber bis zum Ende 500 überholen, obwohl ich am Ende nicht schneller wurde, sondern einfach das 4:10 Tempo durchgedrückt habe. Den Mann mit dem Hammer bin ich übrigens nicht begegnet. (Ist bei dem schönen Wetter wahrscheinlich am Strand in der Sonne gelegen). Dennoch war es ab KM 38 richtig zach, da ich wenn an meiner Seite hatte, kam ich auf keine dummen Gedanken.
Eines weiß ich ganz gewiss, das Porto nicht mein Letzter is."