Zur neuen Bestzeit beim Marathon in Salzburg - aus der Sicht von Philipp Meixner

Philipp Meixner beim Salzburg Marathon 2017 (Foto zVg)
Philipp Meixner beim Salzburg Marathon 2017 (Foto zVg)

Salzburg Marathon - Sonntag, 07.05.2017

 

Vor genau zwei Wochen ist es schon wieder passiert. Ich stand wieder am Start um einen Marathon zu laufen.

 

Meinen mittlerweile Neunten.

 

Nachdem mich die letzten Acht, alle quer durch Europa führten, hatte es mich diesmal nach Salzburg verschlagen, wo ich letztes Jahr bereits den Halbmarathon absolviert hatte.

Die Strecke im Großen und Ganzen zu kennen, ist immer von Vorteil. Obwohl Regen vorausgesagt wurde, war es am Start zwar stark bewölkt, aber trocken. Der Wind war zunächst auch unser Verbündeter.

 

Kurz vor 09:00 Uhr begab ich mich, wie vor jedem Rennen aufgeregt und nervös, in den 1. Startblock, der sich heuer beim Schloss Mirabell befand. Ohne zu drängeln, oder eine Absperrgitter–Klettertour absolviert zu haben, erreichte ich meinen Startblock. (So etwas wäre vor zwei Wochen in Wien beim VCM (Staffel) undenkbar gewesen. Wien ist auch bekanntlich anders.)

 

Mit dem Ziel, das erste Mal den Marathon unter 2 Stunden und 50 Minuten zu laufen, warte ich auf den Startschuss. Punkt 9 Uhr setzte sich die Menge in Bewegung (Insgesamt gab es 3 Startwellen) und ich kam gleich schön ins Laufen und fand sofort mein geplantes Wettkampftempo von ca. 4 Minuten pro Kilometer. Mittlerweile hatte ich schon so viel Lehrgeld, bei den voran gegangenen acht Marathons gezahlt, dass mich die schnelleren Halbmarathonläufer und die „Vielzuschnellstarter“, nicht mehr beeinflussen konnten.

 

Nach paar hundert Metern lief ich auf einen Läufer aus Italien auf, der mit demselben Ziel wie ich in den Marathon gestartet war. Obwohl die Kommunikation aus einem Mix aus Englisch verfeinert mit viel Italienisch bestand, funktionierte die Zusammenarbeit hervorragend. Wir wechselten uns alle Kilometer mit der Führungsarbeit ab und ließen kurz vor Schloss Hellbrunn, auf der Schotter Passage der gleichnamigen Allee, die 5 km-Markierung nach knapp unter 20 Minuten hinter uns. Die Strecke führte uns durch das Schloss, über die Keltenallee und die Berchtesgadner Straße, weiter zum Schloss Leopoldskron. Auf dem Weg dorthin hatten wir Gegenwind, der aber bei der Anzahl der Halbmarathonläufer noch nicht so ins Gewicht fiel.

 

Beim Schloss angekommen umrundeten wir den Leopoldskroner Weiher und ließen Kilometer 15 nach 59:57 Minuten hinter uns. Die Strecke verlief weiter zum Landeskrankenhaus, wo aus dem Duo ein Trio wurde. Ein Läufer aus Deutschland hatte sich dem Italiener und mir angeschlossen.

Philipp unterwegs zu einer neuen Bestzeit (Foto zVg)
Philipp unterwegs zu einer neuen Bestzeit (Foto zVg)

Zu dritt überquerten wir die Salzach zum zweiten Mal und erreichten Kilometer 20 nach 1:19:54 Minuten. Wieder bei Schloss Mirabell angekommen passierten wir Start und Ziel nach 1:24:18.

 

Noch nie bin ich bei einem Marathon, die erste Hälfte in dieser Zeit gelaufen.

 

Wir waren voll auf Kurs, den Marathon unter 2:50 zu finishen. Ich fühlte mich noch ganz gut und war bereit für die zweite Runde.

 

Wir hatten gerade nach 22 km das andere Ufer der Salzach wieder erreicht, schon wurden die fehlenden Halbmarathonläufer bemerkbar. Es wurde recht einsam auf der Strecke. Viele Läufer in unserem Umkreis konnten wir nicht erblicken.

Kilometer um Kilometer spulten wir im 4-er Tempo ab und erreichten km 25 noch knapp vor der 100 Minuten Marke.

 

Kurz davor nahm ich mein erstes Gel zu mir, es sollte auch mein letztes für diesen Marathon gewesen sein. Mein Magen hat sich nicht gerade sehr darüber gefreut und teilte mir das auch gleich mit. Die nächsten paar Kilometer war mir etwas schlecht. Das besserte sich aber zum Glück schnell wieder.

 

Auf der Keltenallee, wir hatten Schloss Hellbrunn zum zweiten und letzten Mal hinter uns gelassen, überholten wir die alleine laufende, spätere Siegerin aus Ungarn Tunde Szabo (83. Platz beim Olympia Marathon in Rio 2016). Das Tempo wurde etwas langsamer und so erreichten wir Kilometer 30 nach 2:00:16 Minuten.

 

Bei km 32, ich hatte gerade die Führungsarbeit wieder übernommen, ging uns leider der Italiener verloren und mittlerweile wurde es auch immer knapper mit einer Zeit unter 2:50. Zu zweit kämpften wir weiter gegen die immer müder werdenden Beine und den Wind.

Drei Kilometer später musste auch ich dem Tempo Tribut zollen und musste den Deutschen ziehen lassen.

Die letzten 7 km war ich auf mich alleine gestellt. Es gab paar Streckenabschnitte, wo ich mir dann manchmal auch nicht mehr sicher war, ob ich überhaupt noch auf der Marathonstecke war. Es war weit und breit niemand zu sehen.

 

Zwar lief beim km 38 noch ein Läufer an mir vorbei und versuchte mich nochmal zu pushen, aber so schnell er auf einmal da war, so schnell war er auch wieder weg.

 

Zu diesem Zeitpunkt waren nicht nur meine Füße bereits völlig fertig, auch mein Kopf versuchte mir dauernd irgendeinen Blödsinn einzureden. Meine Motivation war gleich null. Ich wollte einfach nicht mehr. Warum muss der Marathon auch 42,2 km lang sein? Es reichen ja auch 38 km - ist auch so lange genug.

 

Beinahe hätte sich mein Kopf durchgesetzt, da erblickte ich einen sichtlich langsam werdenden Läufer vor mir. Schon war meine Motivation wieder da. Nachdem Motto „Den frisst du jetzt!“ versuchte ich die Lücke zu schließen. Das gelang mir schneller als erwartet und es waren nur mehr 2 Kilometer zulaufen.

 

Mein persönliches Highlight des Salzburg Marathons, ereignete sich knapp einen Kilometer vor dem Ziel. Ich war gerade dabei die Salzach zum letzten Mal zu überqueren, als ich nicht einmal hundert Meter vor mir, die bis dahin führende Frau aus Kenia erblickte. Obwohl ich schon nur mehr am Zahnfleisch daher kam - war mir eines klar – „Die musst du auch noch fressen.“ Wir hatten die Brücke über die Salzach nicht einmal komplett überquert, als ich bereits neben Ihr lief.

Da ich wahrscheinlich nicht mehr oft die Möglichkeit haben werde, einen Marathon vor der Siegerin zu beenden, hatte ich nur mehr ein Ziel - ich wollte unbedingt vor Ihr ins Ziel kommen.

 

Ich warf nochmal alles was ich an Energie und Willen hatte, in die Waagschale und erhöhte wieder das Tempo. Keine Ahnung wie - aber es funktionierte. Schlussendlich erreichte ich das Ziel nach 2 Stunden 52 Minuten und 38 Sekunden und belegte den 23. Gesamtrang. Eine Zeit unter 2:50 erreichte keiner von uns drei. Der Deutsche schaffte es in 2:50:48 und der Italiener nach 2:55:09 ins Ziel.

 

Ich war keine Minute im Ziel, als der berühmte Salzburger Schnürlregen einsetze. 

 

Obwohl ich mein großes Ziel den Marathon unter 2:50 schlussendlich klar verpasste, bin ich dennoch zufrieden, da ich meine Bestzeit aus dem Vorjahr in Edinburgh um 61 Sekunden unterbieten konnte.

 

Im Herbst werde ich die Sub 2:50 wieder in Angriff nehmen. Dann bei meinem 10. Marathon."

 

(Philipp Meixner)