Australien - eine kleine subjektive Kostprobe

Von 29.9. bis 29.10. war ich mit Manuela Wally in Australien, beim Rückflug waren noch zwei Tage Stopover in Singapur der Abschluss einer eindrucksvollen Reise.

 

Vier Wochen Australien ist einerseits eine lange Zeit, andererseits aufgrund der Dimensionen auch recht wenig, sodass ich höchstens ein paar „Stichproben“ nehmen konnte. Ich nehme keinesfalls für mich in Anspruch jetzt der große Australien-Experte zu sein, aber ein paar subjektive Eindrücke gebe ich gerne wieder. Wir bereisten in diesen Wochen nur die südöstliche Ecke des riesigen Landes, davon verbrachten wir eine Woche in Tasmanien. Wir besuchten große Städte in dieser Gegend, waren aber mehr angetan von der vielfältigen und großteils einsamen Natur am anderen Ende der Welt. Wie viel von Australien „noch übrig“ ist, kann man an der Karte erkennen. Rot eingezeichnet ist unsere Reiseroute (mit dem Mietauto), die blauen Linien sind die Flüge. Mehr wars nicht.

 

Beeindruckende Dimensionen

 

Australien ist fast hundertmal so groß wie Österreich, hat aber nur ca. dreimal so viele Einwohner, wovon rund 5 Millionen in der größten Stadt (Sydney) leben. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte liegt bei rund drei Einwohnern pro Quadratkilometer (in Österreich sind es 105/km²), es gibt allerdings große Landesteile v.a. im Innenland, die praktisch unbewohnt sind. Es gibt also rund 24 Millionen Menschen, 50 Millionen Kängurus und 74 Millionen Schafe auf diesem Kontinent. Aber auch in grundsätzlich sehr lebensfreundlichen Gegenden (Klima, Vegetation, sonstige Rahmenbedingungen) wie einem großen Teil Tasmaniens leben für europäische Verhältnisse (noch) sehr, sehr wenige Menschen. Es gibt noch immer viel Platz in Australien, sehr viel Platz.

Die Oper von Sydney
Die Oper von Sydney

Staat und Gesellschaft

 

Ich habe mir nicht nur die Gegend angeschaut, sondern habe versucht, auch etwas Einblick in Staat und Gesellschaft zu bekommen. Ein paar Infos dazu: nominelles Staatsoberhaupt des Commonwealth of Nations-Landes ist Queen Elisabeth. Australien ist eine demokratische, parlamentarische Monarchie nach britischem Vorbild. Prinz William ging hier ein Jahr in die Schule. Die Demokratie in Australien und die Gesellschaft sind in vielen Bereichen (v.a. hinsichtlich Liberalität) sehr weit entwickelt und sicherlich auch weiter als in Österreich. Ich verfolgte dort u.a. sehr interessiert politische Diskussionen im australischen TV, die sich sehr wohltuend vom heimischen Wahlkampfniveau unterschieden. Hinsichtlich Transparenz im staatlichen Bereich ist man wesentlich weiter. Ein Beispiel: Der Arbeitsministerin wurde während unseres Aufenthaltes vorgeworfen, dass einer ihrer Mitarbeiter einen anstehenden eigentlich überraschenden Buchprüfungstermin der parteipolitisch nahestehenden Gewerkschaft vorab verraten hätte. Bereits am nächsten Tag wurde die Ministerin dazu von einem Untersuchungsausschuss unter Vorsitz eines Richters stundenlang einvernommen, was alles sachlich und ruhig ablief und in voller Länge live im Fernsehen übertragen wurde. Wäre so etwas bei uns denkbar?

 

Das Zusammenleben der verschiedenen Religionen und Ethnien funktioniert absolut problemlos. Christen bilden die relative Mehrheit unter den Religionen, wobei dies aber keine solchen Fanatiker sind wie viele Amerikaner. Der Anteil der sich zu keiner Religion bekennenden Bevölkerungsgruppe ist mit ca. 30% noch größer.  Die Mehrheit der Bevölkerung ist erst in den letzten Generationen aus Europa eingewandert, der asiatische Einfluss ist auch unübersehbar, nicht nur in kulinarischer Hinsicht.

There ARE kangoroos in Australia - und manche sind recht zahm!
There ARE kangoroos in Australia - und manche sind recht zahm!

Wegen des Essens? Fehlanzeige.

 

Wegen der guten australischen Küche wird wohl niemand in dieses Land reisen – wirklich klassische australische Gerichte gibt es kaum - es ist eben eine Mischung der Küchen der eingewanderten Menschen. Gegenüber den Aborigines, die seit ca. 40.000 Jahren in Australien leben, pflegt man einen respektvollen Umgang und überall dort, wo man sie mehr oder weniger vertrieben hat, stehen Gedenktafeln, dass z.B. dieser oder jener Berg bei den Aborigines eine spirituelle Rolle spielt und man das immer würdigen sollte… (Ich habe soeben im Radio gehört, dass Australien beschlossen hat, dass der berühmte Ayers Rock von Touristen ab 2019 nicht mehr bestiegen werden darf.)

 

Ein liberales Land

 

Manche gesellschaftlichen Themen scheinen weltweit in ähnlicher Form diskutiert zu werden. Während unseres Aufenthaltes in Australien lief gerade eine Volksbefragung zur gleichgeschlechtlichen Ehe (eine deutliche Zustimmung zeichnete sich ab) und das parlamentarische Unterhaus verabschiedete nach langen Diskussionen ein Gesetz zur Sterbehilfe für unheilbar Kranke unter bestimmten Voraussetzungen. Wie liberal und aufgeschlossen Australien ist, zeigt sich vielleicht auch anhand eines kleinen Details: seit 2003 gibt es auf dem Antragsformular zur Ausstellung eines Reisepasses drei Kategorien zur Angabe des Geschlechts: male, female und intermediate. Da das eine Kann-Bestimmung ist und sich niemand deklarieren muss, warum nicht? Auch hinsichtlich Umweltschutz scheint uns Australien etwas voraus zu sein.

 

Rauchen und Alkohol?

 

Liberalität wird offensichtlich sehr weit definiert als alles, was anderen nicht schadet, ist erlaubt. Der Staat kommt seiner Funktion als Schutzmacht für Schutzbedürftige konsequent nach. Dazu gehört, dass es strenge und wirkungsvolle Nichtraucherschutzbestimmungen gibt. In der Gastronomie, in Wartebereichen von öffentlichen Verkehrsmitteln und in öffentlichen Gebäuden ist das Rauchen schon lange kein Thema mehr, seit vergangenem August ist das Rauchen auch in allen outside-dining areas (also Gastgärten) verboten. Zu den wirkungsvollen Antirauchmaßnahmen gehören hohe Zigarettenpreise, eine Packung gibt es nicht unter € 20.- und auch nicht überall. Man sieht nur sehr wenige Raucher, Rauchen ist alles andere als „cool“. In 4 Wochen habe ich keinen einzigen jugendlichen Raucher gesehen. Welch eine Wohltat, wenn man im Alltagsleben nicht ständig vom Rauch beeinträchtigt wird und wie traurig, dass Österreich diesbezüglich noch immer auf der Stufe eines Entwicklungslandes steht!

 

Obwohl Australien ein Wein-Exporteur ist, hat man die Zugänglichkeit von Alkohol ähnlich wie in den USA stark eingeschränkt. In bestimmten Stadtteilen und/oder zu bestimmten Zeiten (abends bis früh) darf in der Öffentlichkeit (außerhalb von Lokalen) gar kein Alkohol getrunken werden. Analog zum Tabak wird auch Alkohol hoch besteuert, weshalb die Preise in der Gastronomie für Bier und Wein ungefähr doppelt so hoch sind wie bei uns. Der Staat kommt also seiner Verpflichtung nach, die Menschen notfalls durch gesetzliche Regelungen vor einer Schädigung so gut wie möglich zu schützen, wenn diese selbst nicht in der Lage sind, diese zu erkennen oder mit diesen Suchtmitteln verantwortungsvoll und rücksichtsvoll umzugehen.

Die jugendlichen (oder älteren) Surfer gehen schon mal in der Früh vor der Schule eine Runde surfen...
Die jugendlichen (oder älteren) Surfer gehen schon mal in der Früh vor der Schule eine Runde surfen...

Take it easy!

 

Die Menschen machen im Vergleich zu den (Mittel- und West-) Europäern und US-Amerikanern einen sehr entspannten Eindruck. „Work-Life-Balance“ ist nicht nur ein Schlagwort, sondern wird einfach gelebt. Der hohe Stellenwert des Sports steht damit im Einklang. Auch dazu ein Beispiel: es gibt praktisch nur zwei landesweite religiöse Feiertage (Weihnachten und Ostern), alle anderen „public holidays“ hängen mit Sportveranstaltungen  - v.a. Pferderennen – zusammen. Unter Jugendlichen ist die Frage nicht: „Machst du Sport?“, sondern: „Welchen Sport machst du?“. Die Sportstätten sind ein Traum und vor allem auch tatsächlich zugänglich!

alles muss man erst lernen - auch das Surfen!
alles muss man erst lernen - auch das Surfen!

An arbeitsfreien Samstagen hat man das Gefühl, dass jeder in Australien irgendeinen Sport betreibt, in den Städten ist gefühlt in jedem 5. Haus ein Fitnesscenter. Ich bin auch schon etwas herumgekommen, aber nirgendwo anders, außer vielleicht in Kenia, habe ich so viele zufriedene und fröhliche Menschen erlebt wie in Australien. Welch eine Wohltat, wenn man das vergleicht z.B. mit der New Yorker Bronx oder gar der Wiener U 6, wenn man dort in die Gesichter der Menschen blickt… 😉

 

Die Menschen waren (zumindest zu uns) immer sehr freundlich und hilfsbereit, kein griesgrämiger Kellner, Supermarktkassierer oder Ranger im Nationalpark, wobei diese Freundlichkeit nicht nur so professionell-gespielt scheint wie in den meisten US-Restaurants.

Australien ist ein reiches Land

 

Australien ist ein wohlhabendes Land. Seine Wirtschaft hält den Weltrekord in ununterbrochenem Wachstum. Seit 1991 gibt es nun in jedem Quartal durchgängig ein positives Wachstum, das hat kein anderes Land der Welt geschafft. Das pro-Kopf Sozialprodukt ist mittlerweile fast 20% höher als jenes in Österreich. Die Arbeitslosigkeit liegt bei rund 5%, insbesondere im Bereich von gut ausgebildeten Menschen kann von einer Vollbeschäftigung gesprochen werden. Die Steuerlast ist deutlich niedriger als in Österreich.

 

Natürlich gibt es auch Schattenseiten. Aufgrund der mittlerweile hohen Lohnkosten im Vergleich zu den südostasiatischen Staaten wurde am 20.10.2017 das letzte heimische Automobilwerk (Holden – im Eigentum von General Motors) geschlossen, Australien ist seit letzter Woche nur mehr Autoimporteur. Die Nachfrage nach Häusern in guten Lagen ist noch immer sehr stark, was zu einer Verdoppelung der Preise für Einfamilienhäuser innerhalb von nur 10 Jahren geführt hat.

Australiens Einwanderungspolitik

 

Australien ist ein Einwanderungsland und betreibt schon lange eine sehr überlegte Einwanderungspolitik. Gut ausgebildete Einwanderer, v.a. aus Europa, sind immer noch willkommen. Das Land ist aufgrund seiner rigiden Asylpolitik für Flüchtlinge international etwas in die negativen Schlagzeilen gekommen, unser Außenminister wurde daheim von den politischen Gegnern kritisiert, da er Australien als Vorbild in dieser Hinsicht angeführt hat. Tatsächlich sucht sich Australien sehr gut aus, wer ins Land kommen darf. Bootsflüchtlinge wurden kategorisch in Anhaltezentren außerhalb des Landes (v.a. Papua-Neuguinea) gebracht. Tatsächlich hat Australien im Jahr 2016 aber rund 20.000 Menschen Asyl gewährt, das sind ungefähr gleich viele wie Österreichs positiv erledigte Asylansuchen. Wir haben selbst auch afghanische Flüchtlinge auf Phillip Island getroffen, die mit fertigen Ingenieur-Ausbildungen nach Australien gekommen sind und die englische Sprache beherrschten. Volkswirtschaftlich ist es natürlich optimal, wenn Ausbildungskosten externalisiert werden und fertig ausgebildete Menschen ins Land kommen, gleich in den Arbeitsmarkt integriert werden können und ins Sozialsystem einzahlen. Wie dies ethisch-moralisch zu werten ist, soll jeder für sich selbst entscheiden. In Australien ist das rigide Asylsystem jedenfalls praktisch unumstritten und wird wohl von über 99% der Bevölkerung begrüßt.

Beim Reisen durchs Land und v.a. wenn man privat über Airbnb wohnt, lernt man auch viele interessante Menschen kennen.
Beim Reisen durchs Land und v.a. wenn man privat über Airbnb wohnt, lernt man auch viele interessante Menschen kennen.

Reisen in Australien

 

Als Tourist fährt man viel herum und die Wege in diesem Land sind weit. Züge gibt es sehr wenige und diese sind nicht elektrifiziert. Wenn man Australien halbwegs individuell bereisen möchte kommt man ums Mietauto nicht herum. Wer gern Auto fährt (ich zähle mich dazu), wird in Australien viel Spaß dabei haben. Staus in gewohnten europäischen Dimensionen gibt es eigentlich nicht und wenn nur in den Großstädten, überland sind die Straßen fast immer so gut wie leer. Mietautos sind günstig, die Treibstoffkosten sind derzeit auch etwas günstiger als in Österreich, ein Liter Normalbenzin kostet umgerechnet 80 – 95 Cent. Die Tempolimits sind eher bescheiden und zumindest in den entlegenen Gegenden (also eh fast überall) hält sich kaum jemand daran, wenn nicht gerade starke Wildwechsel-Gefahr herrscht. In den Städten stehen mittlerweile überall (auch in Singapur) „Obikes“ herum, die wir mittlerweile auch von Wien kennen. Die Nutzung dieser Fahrräder wäre zur Stadtbesichtigung in manchen Fällen vielleicht eine gute, günstige Wahl.

 

 

japanische und koreanische Touristen mit Selfie-Sticks - ständige Reisebegleiter in Australien
japanische und koreanische Touristen mit Selfie-Sticks - ständige Reisebegleiter in Australien

Drive on left in Australia

 

Ach ja, Australien hat den Linksverkehr, was die ersten Tage v.a. in den Städten spannend macht. Aber man gewöhnt sich schnell daran. Das sollte man gegebenenfalls auch beim Rad fahren beachten. Die größte Gefahr auf Überlandstraßen – vor allem in der Nacht – sind tatsächlich Kängurus und Wallabies, die auch in den besiedelten Gebieten am Straßenrand herumhoppeln und nicht immer in der richtigen Richtung… In vier Wochen haben wir außerhalb der Großstädte genau ein Polizeiauto gesehen, das war aber nicht im Einsatz.

 

Apropos Polizei: Australien gilt als sehr sicheres Land, diesbezüglich gibt es kaum Unterschiede zu Österreich. Nicht einmal in den Großstädten gibt es wirklich gefährliche Gegenden oder gar „Slums“, wie man das von US-Großstädten und zum Teil auch von Europa gewohnt ist, Obdachlose oder Bettler sind kaum zu sehen. Die spärliche Straßenbeleuchtung in den Städten ist etwas gewöhnungsbedürftig. Hinsichtlich Sauberkeit liegt man auf österreichischem Niveau.

Ein Traum für Naturfreunde (hier in den Blue Mountains)
Ein Traum für Naturfreunde (hier in den Blue Mountains)

Uber und Airbnb

 

Wenn man mit dem Flugzeug in Australien ankommt und zur Autovermietung oder ins Quartier möchte, nutzt man am besten Uber. Das funktioniert super und ist nicht nur deutlich billiger als klassische Taxis, sondern bereits zu zweit reist man meist billiger als mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Uber-Taxis, die wir genutzt haben, waren alle in bestem Zustand und sauber und die Fahrer nett und hilfsbereit.

 

Egal ob beim Nutzen der Uber-App oder beim Quartierbuchen vor Ort, freies WLAN gibt es an vielen öffentlichen Orten oder in Lokalen. Bei einem längeren Aufenthalt ist eine australische SIM-Karte fürs Handy sicher sinnvoll. In den entlegenen Landesteilen, z.B. in großen Teilen Tasmaniens, gibt es allerdings keinen Mobilfunkempfang (außer mit einem Satellitenhandy), da sollte man die Tankstopps gut planen und besser keine Panne oder gar einen Unfall haben…

 

Bei den Unterkünften können wir in den Städten und am Land Airbnb wärmstens empfehlen. Wir haben ausschließlich beste Erfahrungen gemacht. Die Quartiere waren nicht nur deutlich günstiger als Hotels, sondern meist viel größer und besser ausgestattet als normale Hotelzimmer. Man findet in jeder Lage etwas Passendes. Über die jeweiligen Vermieter lernt man auch (wenn man das möchte) Land und Leute viel besser kennen und erhält die entsprechenden Insider-Tipps (z.B. der beste Platz für den Sonnenaufgang, etc.). Sehr praktisch, dass wir überall auch die nötigen Zutaten für ein ordentliches Frühstück (manchmal sogar weit darüber hinaus) vorfanden, was das morgendliche Suchen nach einem Supermarkt oder das Frühstücken im Lokal erspart.

Auch die vielen Naturparks (hier Rhododendron-Gardens in Blackheath) sind einen Besuch wert
Auch die vielen Naturparks (hier Rhododendron-Gardens in Blackheath) sind einen Besuch wert

Australien ist nicht billig

 

Als Nebeneffekt der florierenden Wirtschaft über eine lange Zeit hindurch ist allerdings - abgesehen vom Treibstoff - das Preisniveau etwas höher als bei uns. Beim Essen im Lokal sollte man im Durchschnitt mit 20 – 30% höheren Preisen als in Österreich rechnen. Etwas relativiert werden die Preise im Restaurant, weil Australien eines der wenigen Länder ist, wo es nicht üblich ist, Trinkgeld zu geben. Außer in feinen, teuren Restaurants geht man nach dem Essen einfach zur Kasse und zahlt nicht mehr (auch keine zusätzlichen Steuern wie meist in den USA) als auf der Speisekarte angegeben. Apropos Speisekarte: die Australier überleben ohne Allergen-Auszeichnung recht gut, es gibt aber immer ausgewiesene Alternativen für Vegetarier/Veganer und glutenfreie Speisen.

 

In den großen Supermärkten (Coles, …) sind die Preise insgesamt kaum höher als bei uns. Seit einigen Jahren gibt es viele Aldi-Märkte (Hofer) in den Großstädten, die scheinen die billigsten zu sein. In Tasmanien gibt es noch keinen Aldi, aber eine eigene facebook-Gruppe, die „Bring Aldi to Tasmania“ fordert.

 

Die Nebenkosten für Touristen halten sich in Grenzen, die meisten Nationalparks können ohne Eintrittsgebühr besucht werden oder es gibt günstige Mehrfach-Pässe, die man online vorher kaufen kann (z.B. für alle Nationalparks in Tasmanien). Tja, als Tourist erspart man sich auch einiges bei öffentlichen WCs, die in Australien eigentlich immer gratis und sauber sind.

 

Tasmanien sollte bei einer Australien-Reise nicht fehlen! Hier ein Sonnenuntergang am Mt. Wellington bei Hobart.
Tasmanien sollte bei einer Australien-Reise nicht fehlen! Hier ein Sonnenuntergang am Mt. Wellington bei Hobart.

Sonne und Regen

 

Wir waren im australischen Frühling dort, also in der Nebensaison, wo es auch klimatisch für Reisende sehr angenehm ist. Das Wetter scheint allerdings genauso wenig „zuverlässig“ zu sein wie daheim: In Tasmanien, wo es v.a. im Westen „wet & wild“ sein sollte, hatten wir fast nur Sonnenschein und Badewetter. Im Durchschnitt regnet es dort pro Jahr fünfmal so viel wie in Wien und es gab auch schon Phasen, wo es sechs Wochen durchgängig geregnet hat. Andererseits durften wir in eigentlich heißen, trockenen Gegenden weiter nördlich in Australien mehr Regen und Wolkenschein erleben und die Beteuerungen der Einheimischen „dafür hat es die letzten drei Monate gar nicht geregnet“ konnten nur bedingt helfen…

 

Die Nebensaison hat natürlich den Vorteil, dass die Sehenswürdigkeiten nicht überlaufen sind. Wir sind sicherlich sehr tolerant, aber wenn japanische oder koreanische Busgruppen mit ihren Selfie-Sticks schreiend durch den Wald ziehen und glauben, dass die Koala-Bären sich besonders dann gern zeigen, wenn man sie laut ruft, waren sogar wir manchmal etwas unentspannt.

Die Russell-Falls in Tasmanien
Die Russell-Falls in Tasmanien

Ein Traum für Naturliebhaber – aber Vorsicht!

 

Wenn man die Natur liebt, gerne in die Berge geht und sich an Flora und Fauna erfreuen kann, dann ist man in Australien bestens aufgehoben. Die Oper von Sydney schaut man sich halt auch an, weil man schon da ist. Die großen Städte der Welt werden aber sowieso immer ähnlicher (nicht nur, weil überall die gleichen Handelsketten und Fast Food Lokale vertreten sind), mehr als ein oder zwei Tage braucht man in den Städten in Australien daher nicht zu verbringen.

 

Beeindruckend waren für uns v.a. die wunderschön angelegten Wege durch üppige Regenwälder wie z.B. in den „Blue Mountains“ (zwei Stunden von Sydney), wo man etwas weiter weg von den Parkplätzen und den gut vermarkteten Sehenswürdigkeiten keine Menschen mehr trifft. Etwas entspannungsbeeinträchtigend fand ich im Wald allerdings die Schlangen, die wir tatsächlich mehrfach aus nächster Nähe gesehen haben. Es waren das zudem keine solchen eher lustigen Giftschlangen wie in der Heimat, sondern u.a. die „Brown Snake“, die zweitgiftigste Schlange der Welt, wo die Lebenserwartung nach einem Biss noch ca. 5 Minuten beträgt. Zum Glück hatten die Schlangen offensichtlich mindestens so viel Angst wie ich vor ihnen und sind schnell verschwunden. Versehentlich draufsteigen im Unterholz sollte man jedenfalls nicht, also ist Vorsicht geboten. Da sind mir die heimischen Berge schon lieber.

Am Mt. Eliza in Tasmanien - so eine Art Berg ;-)
Am Mt. Eliza in Tasmanien - so eine Art Berg ;-)

Oft kommt man als Europäer im Leben wohl nicht nach Australien. Die Reise sollte vorab gut geplant werden, dann kann man sich in mehrerlei Hinsicht viel ersparen (zum Glück hat das in unserem Fall Manuela zu 99% übernommen). Aufgrund der langen Anreise und der Zeitumstellung (8 – 10 Stunden) sollte man mindestens 3 Wochen Zeit haben und selbst dann wird man von Australien so viel sehen wie Japaner bei „Europe in 3 days“.

 

Wir sind mit Singapore-Airlines geflogen, nicht nur, weil sich die Stewardessen offensichtlich bei der Bewerbung einem Model-Casting unterziehen müssen, sondern weil wir Dubai (Emirates als Alternative) schon kennen und beim Rückflug einen 2-tägigen Stopover in Singapur (empfehlenswert!) machen wollten (auch dort mit Nutzung von Airbnb und Uber). Bei den langen Flügen hat man dann viel Zeit, um z.B. solche Berichte zu schreiben…

Die Honeymoon Bay bei Coles Island
Die Honeymoon Bay bei Coles Island

Wenn man mal auswandern wollte/müsste…

 

Australien ist aus unserer Sicht ein wunderschönes, vielfältiges Land mit viel sehenswerter Natur und netten Menschen. Es gibt überall Vor- und Nachteile. Wirklich gewachsene Städte mit einer Altstadt im europäischen Stil wird man nicht finden. An Kultur findet man das, was die europäischen Einwanderer eben mitgebracht haben. Melbourne wurde wiederholt zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt, die Einwohner behaupten auch, in Melbourne gäbe es den besten Kaffee der Welt. An der Südküste ist es klimatisch sehr lebensfreundlich. Also wenn ich mal gezwungen werde, irgendwohin auszuwandern, dann käme Australien schon in die engere Wahl – auch wenn sie keinen gscheiten Berg dort haben 😉

 

Zum Schluss noch ein paar visuelle Impressionen unserer Reise (inkl. die letzten Tage in Singapur).
Ein umfangreiches Album gibt's HIER auf facebook