Das Sterben von Kurt Kuch und vieler anderer zählt für unsere Politiker also nicht. Österreich bleibt hinsichtlich Nichtraucherschutz ein Entwicklungsland sondergleichen und peinliches Schlusslicht in ganz Europa.
Die Nikotinabhängigen haben sich durchgesetzt gegen "Mut zur Veränderung". Man könnte über diese klassisch österreichische "Lösung" ja fast lachen, wenn es nicht eine dramatisch wichtige Aufgabe der Politik wäre, dafür zu sorgen, dass die Zahl von 14.000 Menschen, die an den Folgen des Rauchens jedes Jahr in Österreich sterben (ca. 50 x so viele wie im Straßenverkehr) - dazu ca. 1000 "unschuldige" Passivraucher - endlich geringer wird.
Ein konsequentes Rauchverbot in der Gastronomie hätte nicht nur dem Nichtraucherschutz und dem Schutz der Arbeitnehmer gedient (pervers: unter18-Jährige dürfen nicht rauchen (haha Kontrolle...), aber 15-Jährige Kellnerlehrlinge werden dem Rauch ausgesetzt), sondern es geht auch darum, die "Verlockungen" des Rauchens v.a. für Jugendliche möglichst gering zuhalten und für jenen großen Teil der Raucher, die eigentlich aufhören möchten, bzw. die Hemmschwelle etwas zu erhöhen. Rauchmöglichkeiten in der Gastronomie tragen sicherlich nicht dazu bei, sondern führen eher dazu, dass der extrem hohe Anteil an jugendlichen Rauchern in Österreich weiter hoch bleibt. Prävention schaut anders aus, rational begründete Sachpolitik anhand wissenschaftlich gesicherter Fakten ebenso.
Die nun getroffene Entscheidung ist zudem wirtschaftlich unvernünftig, da alle wissen, dass die Behandlungskosten von Raucher-Erkrankungen ein Vielfaches der Einnahmen aus der Tabaksteuer betragen. Das oft angeführte Argument der "Einschränkung der persönlichen Freiheit" ist in diesem Fall einfach dumm. Die gleiche "Einschränkung" gibt's übrigens auch bei der Gurtenpflicht und eigentlich auch im Strafrecht bei den Bestimmungen zur (fahrlässigen) Körperverletzung, mitunter mit Todesfolge.
Das manchmal in der Diskussion ins Treffen geführte "Wirtesterben" ist noch nirgends auf der Welt im Zuge des Rauchverbots in der Gastronomie jemals tatsächlich eingetreten. Wenn ein paar nikotinabhängige Raucher ausbleiben, kommen stattdessen Nichtraucher (mit Familie), die bisher entsprechende Lokale gemieden haben, weil die Trennung in der Praxis fast nirgends funktioniert.
Ein trauriger Tag für Österreich. Die Enttäuschung ist wohl nicht nur bei mir groß.
Sollen wir uns das gefallen lassen? Kann Politik viel mehr Schadenanrichten als Menschenleben mutwillig zu gefährden und mitschuldig sein am tausendfachen Tod und Elend???
PS: diese Stellungnahme hat nichts mit einer parteipolitischen Präferenz zu tun, dafür ist das Thema zu wichtig und übergreifend. Es haben schließlich auch andere Parteien in Österreich bisher viel zu wenig weitergebracht bei diesem Thema.