Florenz Marathon - trotz heftigen Regens eine Reise wert - Mario Witthalm berichtet

Mario Witthalm ist am 26.11. in Florenz beim Marathon gestartet und hat uns diesen lesenswerten Bericht geschickt:

 

Es war ein super Erlebnis, hat mir großen Spaß gemacht. Die Strecke ist recht schön und abwechslungsreich. Das Publikum war trotz Schlechtwetters hoch motiviert, alle Streckenteile in der Innenstadt waren gut besucht und man wurde entsprechend gepusht. Start war für mich kurz nach halb neun. Nach etwa einem Kilometer, den ich im Feld in 5:20 gelaufen bin, hat es leicht zu nieseln begonnen, was auch angenehm war. Ich bin den zweiten und dritten Kilometer in dem Feld mitgeschwommen, irgendwo bei 5:15 bis 5:20. Ab Kilometer drei ist aus dem Nieseln ein stärkerer Regen geworden, der auch nicht mehr so schnell nachlassen sollte. Kurz hat mich das gefrustet, aber meine tapferen Eltern, die bei KM5 auch im Regen gestanden sind, haben mir dann den Impuls gegeben, dass es schlimmeres gibt als im Regen zu rennen – nämlich stehen.

Mir ist es gut gegangen und ich hatte das Gefühl, so weiter laufen zu können. Das Feld ist dann so mit 5:00 am Kilometer gelaufen, ich dabei, die Pacemaker für 3:45 Endzeit etwas hinter mir. Es ging in den Westen der Stadt durch den Park mit ein paar Schleifen, mein kleiner Fanclub hat brav mitgefiebert und es immer wieder geschafft mich ausfindig zu machen. Bei KM 16 oder so ist es aus dem Park rausgegangen, den Arno entlang wieder in Richtung Zentrum, einmal über den Fluss und Kurs Richtung Ponte Vecchio. Dort war tollste Stimmung, hat gut getan um über eine etwas stärkere Regenphase zu kommen. Es ging weiter, noch zweimal über den Fluss und nach 1:46:undeinwenig war ich bei der Halbmarathon Marke. Mir ist es wieder gut gegangen, aber ein kleiner Teufel auf der Schulter hat gefragt, ob ich nicht doch zu schnell unterwegs war… naja, es ging gut, also weiter in dem Tempo.

 

Der zweite Teil vom Kurs hat in den Osten der Stadt in Richtung Stadion geführt. Auf der langen Geraden hat dann Starkregen mit Wind eingesetzt – ich war genervt, aber der Blick zu den Nachbarn zeigt: man läuft weiter, das Wetter ist keine Ausrede. Es wird etwas frisch und die Stimme der Mama taucht im Kopf auf „hättest du dich nicht wärmer anziehen sollen?“; auch die Stimme muss wieder aus dem Kopf.

 

Bei KM 26 kam ich zu einer Kreuzung, bei der recht fröhliche Gesichter von einer Brücke runtergekommen sind. Vom Streckenplan wusste ich, dass die so ca 8km vor mir sind. Meine Kilometerzeiten sind hier wieder Richtung 5:15 gegangen. Es ging die Bahntrasse in Richtung Stadion entlang und irgendwann habe ich – mittlerweile wieder genervt, weil ich waschelnass und mir doch kalt war – das Stadion gesehen, das ich von der Startnummernabholung kannte. Hier gab es nun bei KM30 wieder blöde Schleifen und Gegenverkehrsbereiche, die mich etwas demotiviert haben. Dafür hat mich ein Sprung in eine Riesenpfütze kurz vor der Laufbahnrunde im Stadion  wieder zurück geholt und mir gezeigt, dass ich die Kälte mittlerweile „abgelegt“ hatte – Hände und Arme hab ich nicht mehr gespürt, ich bin nur gelaufen – das aber langsamer. Für den Kopf nicht angenehm. Dann bin ich zu Kilometer 34 gekommen, zur Brücke, bei der ich vorhin die glücklichen Gesichter gesehen habe. Ich wusste, dass ich es ab nun sicher ins Ziel schaffe, aber nicht wie schnell. Die Brücke war „brutal steil“.

 

Von da an ging es wieder Richtung Stadtzentrum, meine Zeiten in Richtung 6 Minuten und auch darüber. Positiv war, dass der Regen aufgehört hat und die Sonne heraus gekommen ist. Alles egal, es war ja mein erster ganzer Marathon und mir war klar, dass ich ihn fertig laufe. Irgendwo bei Kilometer 38 oder 39 haben mich dann die Pacemaker von 3:45 überholt. Das war doch ein kleiner Dämpfer…

Ich lief weiter und weiter, die Pace so bei 6:20. Spannend war, dass mein Puls wieder runter gegangen ist; eine Tempoerhöhung ist aber nicht mehr gegangen. Da hab ich mir gedacht, dass ich vl am letzten Kilometer, mit den jubelnden Menschen an der Seite, einen Schlusssprint einlegen könnte. Auch das hab ich gelassen und nur die letzten zweihundert Meter Gas gegeben. Siehe da, ich war im Ziel nach 3:47:43.

 

Ich bin sehr zufrieden und konnte auch wieder einiges über mich selbst lernen. Wie lenkt man sich ab? Wie bringt man sich zum Positiven denken? Wieso freut man sich, wenn ein anderer auf den letzten Kilometern noch mehr eingeht als man selbst, usw…? ;)

 

Beim nächsten Antritt lasse ich es jedenfalls länger ruhig angehen. Besser die ersten 21km als nur die ersten drei oder vier…

Ein weiteres Fazit: Das war sicher nicht mein letzter Marathon. Im nächsten Frühjahr, möchte ich es wieder probieren, dann etwas schlauer. Vielleicht in Wien, beim Wings For Life Run oder auch wieder woanders in Europa.

Und noch ein Punkt, vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass ich durch so ein Rennen komme. Daher auch Danke dir  für die Trainingsplanung und Unterstützung!

 

offizielles VIDEO des Veranstalters