Vorbemerkung:
Aufgrund des Dopingskandals von Seefeld (Erfurt?) bin ich in den letzten zweieinhalb Wochen bei über 10 TV-Interviews gewesen, davon einige Live-Studiodiskussionen, weiters mehrere Treffen mit Journalisten von Printmedien und Internet-Plattformen, und es gab viele mehr oder weniger lange Telefoninterviews mit in- und ausländischen Medien (gestern wieder eineinhalb Stunden) – die Fragen waren immer sehr ähnlich. Ich habe einigen Formaten auch abgesagt, u.a. einer beliebten TV-Show des ORF, wo ich geschrieben habe: „Bin für jede seriöse Diskussion zu haben, die allerdings lösungsorientiert und nicht nur voyeuristisch sein sollte.“
Der Zeitaufwand dafür war mit ca. 40 Stunden enorm und ich lege Wert darauf, dass es von keiner Seite auch nur einen Cent dafür gab. Meine Unabhängigkeit ist mir sehr viel wert.
Die nachfolgende Auflistung zeigt die häufigsten Fragen und entsprechende Antworten. Dadurch kann vielleicht vermieden werden, dass immer wieder die gleichen Fragen kommen und auch, dass durch das oft extreme „Zusammenschneiden“ von TV-Interviews wichtige fehlende Passagen einen nicht ganz stimmigen Eindruck vermitteln.
Diese Auflistung ist keine komplette Behandlung des Themas „Doping im Spitzen- und Hobbysport“, sondern eher als eine Art „FAQ“ mit Antworten zu sehen. Ich werde sicher noch Überarbeitungen und Ergänzungen vornehmen, bei Fehlern bitte um entsprechende Hinweise. Dies ist keine wissenschaftliche Arbeit, sondern kann allen am Thema Interessierten hoffentlich ein paar wichtige Aspekte aufzeigen.
Kam der Dopingfall in Seefeld überraschend?
Es gab in den letzten Wochen und Monaten konkrete Anzeichen/Hinweise, dass sich in Österreich hinsichtlich Doping wieder „etwas tut“, bzw. welche Personen involviert sein könnten. Bei diesen Hinweisen die ich bekommen habe, muss man aber sehr vorsichtig sein. Dass die Angelegenheit in Seefeld „explodiert“ kam für mich überraschend, weil die Athleten/Verbände mittlerweile wissen müssten, dass sie bei Großereignissen besonders unter Beobachtung stehen.
Wie funktioniert Blutdoping?
Unter allen Dopingmethoden nimmt das Blutdoping, wobei man Doping mit Fremd- oder Eigenblut unterscheiden müsste, eine besondere Rolle ein. Bei keiner anderen Methode ist innerhalb kurzer Zeit (Stunden!) eine derart große Leistungssteigerung möglich. Beim Eigenblutdoping wird dem Athleten - oft mehrmals - lange vor einem wichtigen Wettkampf (bei einem Wintersportler naheliegenderweise im Sommer) Blut abgenommen (0,5 – 1,0 Liter).
Durch diese Blutabnahme sind kurzfristig viele rote Blutkörperchen weg womit vorübergehend die Sauerstofftransport-kapazität/Ausdauerleistungsfähigkeit vermindert ist. Damit die Schwächung nicht so deutlich ausfällt, werden offensichtlich in Zentrifugen die festen Blutbestandteile von den flüssigen (Plasma) getrennt und das Plasma gleich wieder rückgeführt, damit das Blut dünnflüssig bleibt.
Der Körper bildet nach einiger Zeit die „gespendete“ Blutmenge nach und die „normale“ Leistungsfähigkeit ist wiederhergestellt. Das gespendete Blut wird entsprechend gelagert, wobei
Untersuchungen zeigen, dass während dieser Zeit trotz „sachgemäßer“ Lagerung viele Blutkörperchen zugrunde gehen. Eine sehr lange Lagerung scheint somit den leistungssteigernden Effekt
abzuschwächen.
Vor dem Wettkampf wird dem Sportler das Blut zurückgegeben, womit praktisch schlagartig eine größere Sauerstofftransportkapazität zur Verfügung steht. Je nach Sportart spielt diese eine mehr oder
weniger leistungsbestimmende Rolle, aber immer nur eine von vielen, weshalb eine z.B. 10% höhere Sauerstofftransportkapazität keineswegs automatisch eine 10% bessere Wettkampfleistung bedeutet.
Etwas bizarr, um nicht zu sagen verarschend, ist die Aussage von Hrn. Baldauf, die im ORF am 10.3. zitiert wurde, dass er ja „nur“ sein eigenes Blut zugeführt hätte. Nicht nachvollziehbar ist die Aussage von NADA-Geschäftsführer M. Cepic, wonach "alle Experten davon ausgegangen sind, dass die Rückführung 24 - 48 Stunden vor dem Wettkampf erfolgt". Bereits 2008 hatte B. Kohl ausführlich berichtet, dass die Rückführung am Abend vor dem Rennen erfolgte.
Wie groß ist der leistungssteigernde Effekt?
Offensichtlich ist der Effekt nicht bei allen Sportlern gleich. Es gibt eine ganz aktuelle Studie aus Dänemark, die 2 Stunden nach Rückführung von 135ml „Blutkonzentrat“ eine durchschnittliche Steigerung der Wattleistung bei gut trainierten Radsportlern um ca. 5% festgestellt hat. Das klingt wenig, ist aber sehr viel und würde einen Unterschied von „mittendrin“ und „ums Podest mitkämpfen“ bedeuten.
Doping kann Training nie ersetzen (!), aber zusätzlich die Leistungsfähigkeit um entscheidende Prozente verbessern. Wenn ein Sportler trotz „guten“ Dopings nicht gewinnt, ist das kein Beleg für die Unwirksamkeit von Doping, sondern dann wäre dieser Sportler ohne Doping eben (noch) etwas schwächer gewesen.
Der Körper erkennt, dass plötzlich eine größere Blutmenge und eine größere Anzahl an roten Blutkörperchen in den Blutgefäßen ist und versucht das wieder „herunterzuregeln“. Deshalb hat z.B. Bernhard Kohl davon berichtet, dass zusätzlich EPO in geringen Dosen (kaum nachweisbar) verabreicht wurde, weil der Körper während dieser Zeit weniger rote Blutkörperchen bildet. Der leistungssteigernde Effekt des Blutdopings geht jedenfalls relativ rasch wieder zurück, weshalb Doper sich diese Reserve für wirklich wichtige Wettkämpfe (WM?) „aufheben“.
Ist es denkbar, dass den betreuenden Personen und den Teamkollegen nichts auffällt?
Es kommt darauf an, wie eng das Betreuungspersonal „am Mann“ arbeitet, wie die fachliche Kompetenz ist und wie eng Teamkollegen gemeinsam trainieren bzw. gemeinsam leben und auch, ob sensible Methoden der Leistungsdiagnostik eingesetzt werden, um Änderungen an den leistungsbestimmenden Faktoren zu kontrollieren. Gerade im Schilanglauf wird die Wettkampfleistung auch vom Material, Wachs, etc. bestimmt, womit eine eindeutige Zuordnung der Ursachen nicht immer einfach ist. Mit entsprechenden Methoden der Leistungsdiagnostik und/oder entsprechenden medizinischen Untersuchungen wäre es jedenfalls recht einfach zu entdecken.
Es gibt sogar eine schriftliche Urteilsausfertigung eines Gerichtsverfahrens in Österreich wo festgehalten wird, dass ein „Doping-Hintermann“, der auch als Trainer „am Mann“ tätig war, „merken muss, dass gedopt wurde“. Das gilt ganz besonders für Blutdoping, wo die Auswirkung sehr groß ist und sehr kurzfristig erfolgt.
Wie kann man Blutdoping nachweisen?
Ein „direkter Nachweis“, also ein positives Ergebnis bei einer Dopingkontrolle, scheint relativ schwierig und erfordert offensichtlich das Zusammentreffen von Zufällen, weshalb bei Blutdoping wie bei anderen Manipulationen der „indirekte Nachweis“ viel wichtiger geworden ist. Mit dem „biological passport“ („Blutpass“) ist zwar kein Beweis möglich, aber Dopingfahnder können entsprechende Entwicklungen im Blutbild unter Verwendung von bestimmten Kennzahlen zumindest als Anfangsverdacht heranziehen, der weitere Nachforschungen rechtfertigt. Wenn zusätzlich der Verdacht auf „Sportbetrug“ gegeben ist (siehe weiter unten), könnten in letzter Konsequenz auch staatliche Ermittlungsmethoden (Hausdurchsuchungen, Abhören von Telefonaten, Abfangen von e-mails, …) eingesetzt werden, um Doper zu überführen.
Grundsätzlich scheint Blutdoping seit der besseren Nachweisbarkeit von EPO-Doping wieder eine Art „Renaissance“ zu erleben, nachdem es schon in den 80er Jahren – vor EPO – eine wichtige Rolle gespielt hat.
Warum hat man wieder Langläufer erwischt?
Beim Schilanglauf als klassischer Ausdauersportart spielen die Sauerstoffaufnahme und die Sauerstofftransportkapazität eine eindeutig leistungsbestimmende Rolle, weshalb sich auch beim Training sehr viel um diese Faktoren dreht. Deshalb gehört Schilanglauf wie Mittel- und Langstreckenlauf oder Triathlon zu den besonders gefährdeten Sportarten, was Blutdoping anbelangt.
Wie kann es passieren, dass gerade im professionellen ÖSV in den letzten Jahren immer wieder Dopingskandale vorkommen?
Sachlich und emotionslos kann man festhalten, dass nach den Dopingfällen im letzten Jahrzehnt offensichtlich keine wirksamen Maßnahmen gesetzt wurden, um weitere Dopingfälle zu verhindern. Diverse Aktionen wie online-tools oder Erklärungen der Athleten, dass sie nie dopen würden, waren ganz nett, aber keinesfalls ausreichend. Die Athleten scheinen sich innerhalb des Verbandes recht sicher gefühlt zu haben. Ob die Verantwortlichen bewusst weggeschaut haben, es mitunter wissend geduldet oder sogar gefördert haben, das wäre nach derzeitigem Wissensstand rein spekulativ, auch wenn es entsprechende Behauptungen von „Insidern“ in diese Richtung gibt.
Professionell wäre gewesen, wenn man sich die handelnden Personen auf der Betreuerseite genau angeschaut hätte, ob diese alles in ihrer Macht stehende glaubwürdig tun, um Doping zu verhindern. Eine zentrale Leistungsdiagnostik hätte wahrscheinlich ebenso geholfen wie eine gebotene Überwachung der Athleten im Zeitraum der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung. Spätestens seit B. Kohl sollte bekannt sein, dass beim Blutdoping die Blutbeutel am Tag oder wenige Stunden vor dem Rennen zurückgeführt werden, weshalb eine Kontrolle in diesem Zeitfenster unabdingbar scheint. Diese Rückführung ist ja nicht innerhalb von drei Minuten irgendwo zwischendurch möglich.
Was denken Sie über die Reaktion der ÖSV-Führung über den Dopingskandal?
Die ÖSV-Führung hat es neuerlich nicht geschafft, Doping in ihrem Verband zu verhindern. Es ist wohl der schäbigste Aspekt bei diesem Dopingskandal, die betreffenden Sportler jetzt als „Trotteln“ zu bezeichnen und die eigene Schuld völlig wegzuweisen. Diese Wortwahl ist eines Verbandspräsidenten eines „professionellen“ Verbandes nicht würdig. Felix Gottwald, Österreichs erfolgreichster Olympiasportler aller Zeiten, hat in der TV-Diskussion in „Sport am Sonntag“ am 10.3. wörtlich davon gesprochen, dass die Athleten „psychisch krank“ und „massiv suizidgefährdet“ wären. Auf die am Boden liegenden Athleten jetzt noch draufzutreten, ist absolut kontraproduktiv und menschlich ganz mies.
Was ist von dem Video zu halten, das Hrn. Hauke mit der Infusion im Arm zeigt und das veröffentlicht wurde (Anm: Hr. Hauke ist der Sohn eines Arztes)?
Das geht gar nicht und bedient nur plumpen Voyeurismus. Der Polizist, der dieses Video (angeblich) weitergeleitet hat – und wenn es nur an seine Lebensgefährtin war – muss entsprechende Konsequenzen in Kauf nehmen. Das gilt aber auch für die Medien, die dieses Video veröffentlicht haben. Eine Klage des betroffenen Sportlers scheint jedenfalls Erfolg bringen zu können und hat mitunter auch (schädigenden) Einfluss auf das zu erwartende Verfahren wegen Sportbetrugs.
Wäre ein Ausschluss der Langläufer aus dem ÖSV zu begrüßen?
Alle Langläufer aus dem ÖSV auszuschließen ist eine völlig unangemessene und lediglich populistische Aktion, die v.a. einer Pauschalverdächtigung („alle Langläufer dopen“) gleichkommt, was absolut unzulässig ist. Dass sich aber personell im Bereich der betreuenden Personen– für die letztlich der Präsident verantwortlich ist – etwas ändern muss ist klar.
Kann man im Langlauf und anderen Ausdauersportarten ohne Doping in die Weltspitze kommen?
Wenn die Kombination von herausragendem Talent, jahrelangem konsequenten Training, dem absoluten Erfolgswillen, einem perfekten Umfeld (Trainer, …) und auch etwas Glück (geringe Verletzungsanfälligkeit, …) zusammentreffen, dann ist auch in einer Sportart wie Schilanglauf ganz gewiss ein Vorstoßen an die Weltspitze möglich. Es zeigt sich in der Praxis immer wieder, dass nicht unbedingt die allerbesten Sportler dopen, sondern jene, die gewisse Defizite in einem Bereich durch Doping kompensieren möchten.
Wie hoch schätzen Sie den Anteil der gedopten Sportler im Bereich der Weltklasse?
Anonyme Befragungen z.B. im Rahmen einer Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2011, Aussagen von Experten und subjektive Wahrnehmungen legen nahe, dass von allen Teilnehmern an Olympischen Sommerspielen ca. ein Drittel irgendwann in ihrer Karriere Erfahrungen mit Doping gemacht hat. In manchen Sportarten/Disziplinen ist der Anteil höher, in anderen geringer. Derzeit scheint der Anteil der Doper aber deutlich geringer zu sein als noch vor 10 oder 20 Jahren, die Antidopingmaßnahmen sind grundsätzlich wirksam, wenn auch nicht ausreichend. Man erkennt das ganz deutlich an messbaren Leistungen in der Leichtathletik wie z.B. im Wurfbereich oder im Mittelstreckenlauf der Frauen, wo man an die früher erzielten Weltrekordleistungen einfach nicht mehr herankommt, obwohl sich die Trainingsqualität und die Ausrüstung verbessert haben.
Bei der Tour de France sprechen Experten von einem Doper-Anteil von über 80% vor 10 Jahren, heute könnte sich die 80/20-Regel ungefähr umgedreht haben. Oder vereinfacht ausgedrückt: die Mehrheit der Spitzensportler bringt Leistungen ohne den Einsatz verbotener Hilfsmittel.
Warum gibt’s gerade im kleinen Österreich immer wieder Dopingskandale? Ist Österreich ein Dopingland?
Wenn man die Anzahl der Dopingfälle in Relation zur Einwohnerzahl oder zur Anzahl der Leistungssportler eines Landes stellt, dann nimmt Österreich auch hier - so wie beim Raucheranteil und Anteil der übergewichtigen Kinder - eine traurige Spitzenrolle in Europa ein. Jetzt könnte man argumentieren, dass die Häufung an Dopingfällen an einem hervorragenden Kontrollsystem liegt und in anderen Ländern lediglich die Dunkelziffer weitaus höher ist. Objektiv gibt es in fast allen Ländern in Europa eine ähnliche Qualität der Dopingbekämpfung.
Es dürfte schon eine Rolle spielen, dass Doping in Österreich in gewohnt schlampiger Manier als eine Art Kavaliersdelikt gesehen wird und die gesellschaftliche Toleranz sehr groß ist. Drei Beispiele, die das verdeutlichen:
Die Langstreckenläuferin Susanne Pumper (u.a. EM-Medaille) wurde positiv getestet (EPO) und gesperrt. Zudem hat sie während ihrer Sperre Dopingmittel gekauft. Bald nach Beginn der Sperre wurde sie Präsidentin ihres Vereins.
Hürdensprinter Elmar Lichtenegger (Olympiateilnehmer) wurde zweimal erwischt und lebenslänglich gesperrt. Während der Sperre war er Parlamentsabgeordneter und sogar Sportsprecher seiner Partei (damals BZÖ).
Bernhard Kohl wurde 2008 Gesamtdritter der Tour de France und gewann die schwierigste Bergetappe und die Gesamt-Bergwertung. Ihm wurde Doping (u.a. mit mehreren Blutbeuteln während der Rundfahrt) nachgewiesen und er wurde nachträglich disqualifiziert und gesperrt, weshalb er seine Karriere beendete. Im Herbst 2018 lud er via Plakat zur Feier „10 Jahre Jubiläum 3. Platz Tour de France“ (Vortrag mit 10 Euro Eintritt). Ganz unten am Plakat stand dann klein der Hinweis, dass er damals eigentlich disqualifiziert worden war.
Diese drei Fälle zeigen einen Umgang mit Doping, wie er in den meisten anderen zivilisierten Ländern undenkbar wäre.
Auch der Begriff „Dopingsünder“, der bei uns von vielen Medien verwendet wird, ist eine unzulässige Verniedlichung, die mutmaßen lässt, dass man Dopen mit einer Beichte wieder gut machen könne…
Was wurde eigentlich aus dem Humanplasma-Skandal?
Der Humanplasma-Skandal (2003 – 2007) kann durchaus als „österreichisches Staatsdoping“ bezeichnet werden. Der damalige Geschäftsführer hat wörtlich ausgesagt, dass die Anwendung verbotener Methoden (Blutdoping) „auf Ersuchen aus Kreisen der österreichischen Regierung“ durchgeführt wurde. Trotzdem wurde nie wirklich ermittelt bzw. wurde nur untersucht, ob bei den Blutpantschereien, die jeweils an Sonntagen (also außerhalb der normalen Geschäftsstunden) stattfanden, auch entsprechend Steuern abgeliefert wurden oder ob etwa ein finanzrechtliches Vergehen stattgefunden hätte. Der Humanplasma-Skandal, bei dem auch Stefan Matschiner, der im aktuellen Fall dem deutschen Arzt Dr. S. die Blutzentrifuge verkauft hatte, eine zentrale Rolle spielte, wurde also bis heute nie aufgeklärt.
Welche Sportarten sind anfällig für Doping allgemein und insbesondere Blutdoping?
Einerseits sind das Sportarten, wo eine konditionelle Grundeigenschaft (wie Ausdauer oder Kraft) einen sehr großen und direkten Einfluss auf die Wettkampfleistung haben (hinsichtlich Ausdauer gehören somit Laufen, Schilanglaufen, Biathlon, Triathlon, Radsport …dazu, hinsichtlich Kraft Gewichtheben, Kraftdreikampf, Bodybuilding, leichtathletische Wurf- und Stoßbewerbe …). Andererseits sind Sportarten für Doping anfällig, wo viel Geld im Spiel ist, somit auch Fußball, Tennis, etc. Am meisten gefährdet sind deshalb Sportarten, die beide Kriterien erfüllen. Wenn Dopingfälle in eher exotischen Sportarten wie Bridge vorkommen, sind das meist „Betriebsunfälle“, wo Sportler aus medizinischen Gründen Medikamente verwenden, für die sie eine Ausnahmebewilligung bräuchten.
Ist das Sportfördersystem in Österreich auch ein Dopingfördersystem?
Besonders nach der letzten „Reform“ wurde das staatliche Sportfördersystem dahingehend ausgerichtet, dass für die Verbände eigentlich nur Medaillen zählen – unabhängig davon, wie diese zustande kommen. Die Sportfunktionäre und Verbandspräsidenten finden sich immer in einem Zwiespalt, weil sie einerseits Erfolge schaffen, andererseits gegen Doping in ihren Reihen vorgehen sollen. Es gibt kaum Förderungen für den Nachwuchsbereich (also die Basis der Sportpyramide) oder Betreuungspersonal und der Zustand der Sportstätten ist in den meisten Sportarten erbärmlich. Erst kürzlich wurde in einem großen österreichischen Verband ein engagierter Nachwuchstrainer mit den Worten gekündigt: „Sorry, wir brauchen das ganze Geld für die Spitze, wo vielleicht kurzfristig Medaillen herausschauen.“ Auch der Sportminister betont immer wieder, wie wichtig Medaillen für das Land sind, wobei dieses Kriterium eigentlich nichts über die Sportlichkeit oder gar die Sportkultur eines Landes aussagt, insbesondere, wenn man sich konsequenterweise nur mehr auf jene Nischen-Sportarten konzentriert, wo es aufgrund mangelnder ausländischer Konkurrenz etwas einfacher funktioniert. Wer hat wirklich etwas von derartigen Medaillen? Der österreichische Sport hat die größten Probleme im Nachwuchsbereich, weil es kaum eine Trainerförderung gibt und der mögliche Multiplikatoreffekt nicht genützt wird sowie im Bereich der meist desolaten Infrastruktur.
Wie sind die gesetzlichen Bestimmungen in Österreich, mit welchen Strafen müssen dopende Sportler rechnen?
Auch wenn von verschiedenen Stellen (u.a. ÖSV, aber auch ORF, Sportminister, etc. ) in den letzten Tagen immer wieder unwahre Fakten präsentiert wurden, ist es eine Tatsache, dass Österreich mit den gesetzlichen Bestimmungen zum Doping nur in der zweiten Liga in Europa mitspielt. In Deutschland, Frankreich oder Italien ist das Eigendoping (wenn sich ein Sportler selbst dopt, ohne andere Personen als „Helfer“ zu verwenden) ein Strafrechtstatbestand. Sobald ein Verdacht besteht, müssen „von Amts wegen“ Ermittlungen aufgenommen werden und es kann (!) zu einem gerichtlichen Verfahren kommen. In einem demokratischen Staat bedeutet ein Gerichtsverfahren, dass Be- und Entlastungszeugen gehört werden (und auch vorgeführt werden können), dass falsche Zeugenaussagen ein strafrechtliches Delikt darstellen und dass letztendlich ein Richter den gesamten Strafrahmen von Freispruch bis zum oberen Ende des Strafrahmens ausschöpfen kann.
In Österreich stellt das Eigendoping kein strafrechtliches sondern nur ein sportrechtliches Delikt dar. Der Sportler darf in einem Dopingfall eine bestimmte Zeit (meist zwei oder vier Jahre) an keinem Wettkampf teilnehmen, es gibt also gar keine richtige „Strafe“. Ein Dopingfall ist daher vergleichbar mit einem notorischen Autodieb, der auf frischer Tat ertappt wird und vom ÖAMTC (also ein Verein wie auch die NADA einer ist) dazu verurteilt wird, dass er zwei Jahre kein Auto stehlen darf. Die Erlöse aus dem Verkauf der zuvor gestohlenen Autos muss er aber nicht zurückzahlen und es gibt auch keine Geldstrafe…
Nur wenn durch Doping ein erheblicher Einkommensvorteil verschafft wird, kommt eine Bestimmung im allgemeinen Betrugsparagraphen (Strafgesetzbuch §147) zur Anwendung. Der Sportler kann dann wegen Sportbetrugs angeklagt werden. Obwohl es diese gesetzliche Regelung schon recht lange gibt, wurde in Österreich noch nie ein Sportler wegen Sportbetrugs durch Doping zu einer Haftstrafe verurteilt. Ein strafrechtliches Delikt ist nur die Weitergabe von Dopingmitteln und die Anwendung von Doping bei anderen Personen.
Bernhard Kohl hat z.B. wörtlich gemeint: „Wenn mir im Falle eines positiven Dopingtests ein Gerichtsverfahren oder gar eine Haftstrafe gedroht hätte, hätte ich es wohl nicht gemacht.“ Und G. Schaar, ehemaliger Vorsitzender der NADA-Rechtskommission: „Eine entsprechende Androhung einer Sanktion ist immer noch die beste Prävention von Doping.“
Die Rolle der Verbände und Sportfunktionäre?
Faktum ist, dass die Verbände in ihrem Versuch, das Doping in ihren Reihen zu verhindern gescheitert sind, weshalb andere Institutionen (der Staat/Geldgeber) hier eingreifen müssen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Verbände bei großen Dopingfällen meist Bescheid wussten oder zumindest einen Verdacht hatten, bevor ein Sportler wegen Dopings überführt wurde. Die Motivation, entschieden gegen Doping in den eigenen Reihen vorzugehen, ist enden wollend aufgrund des oben beschriebenen Interessenskonflikts.
Wie kann man Doping am ehesten verhindern?
So wie man durch die strengsten Gesetze niemals Mord und Totschlag verhindern kann, wird man auch durch eine Verschärfung der gesetzlichen Bestimmungen das Doping nicht gänzlich ausrotten können. Wirksam kann immer nur die Kombination von Prävention durch entsprechende Aufklärung und Bewusstseinsbildung sein sowie die Androhung von entsprechenden Sanktionen. Weiters müssen die oft zum Doping führende „Tablettenmentalität“ und der leichtfertige (und meist sinnlose) Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln unterbunden und stattdessen bewährte und seriöse Methoden der Sportwissenschaft und Leistungsdiagnostik genützt werden.
Sind die Sportler allein schuld oder auch Opfer der Gesellschaft?
Die „Schuld“ auf die Gesellschaft zu schieben ist immer konstruierbar, schließlich würde wohl kaum ein Mensch alleine auf einer Insel wie Robinson Crusoe Leistungssport betreiben und sich dopen. Es ist aber noch kein Athlet versehentlich in die Spritze gefallen. Irgendwann überlegt jeder potentielle Doper rational: was kann ich mit Doping erreichen (Ruhm, Ehre, Geld, …), wie groß ist die Chance erwischt zu werden und was passiert mir, wenn ich erwischt werde? Die Reserven beim „erwischt werden“ sind nur durch noch intelligenterer Kontrollen zu nützen, d.h. dass sich Experten in der Sportart v.a. auffällige Leistungsveränderungen anschauen, die Personen im betreuenden Umfeld genauer unter die Lupe nehmen (in Österreich ist dieser Kreis der Doping-Hintermänner überschaubar) und dass warnende Hinweise entsprechend wahrgenommen werden. Die österreichische NADA geht im Gegensatz zu ihren Vorgängerorganisationen korrekt und den Bestimmungen des Antidoping-Bundesgesetzes entsprechend vor. Da aber auf der „anderen Seite“ die kriminelle Energie groß ist und mit viel Engagement gedopt und betrogen wird, kann man der NADA den Vorwurf nicht ersparen, dass diesen Betrügern vielleicht nicht mit entsprechendem Herzblut und über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehendem Engagement begegnet wird.
Wäre es nicht besser, wenn man Doping einfach freigibt? Warum ist Doping im Spitzensport überhaupt verboten?
Das wäre die endgültige Kapitulationserklärung des Sports und eine Analogie dazu, wenn wir die Strafrechtsbestimmungen für Mord und Totschlag resignierend abschaffen, weil es trotz dieser Bestimmungen immer wieder zu diesen Verbrechen kommt.
Dieser Vorschlag kommt eigentlich immer nur von Dopern, deren Umfeld und Menschen, denen es einfach egal ist, ob sich die Sportler mit Dopingmitteln mehr oder weniger umbringen. Eine Dopingfreigabe wäre das Ende des Sports. Wettkämpfe wären pharmazeutische Leistungsshows und gewinnen würden vor allem jene, die in letzter Konsequenz bereit wären, für den Sieg auch den eigenen Tod in Kauf zu nehmen. Sportler würden zu Versuchskaninchen der Pharmaindustrie und wahrscheinlich ergänzend zu Wettobjekten einer skrupellosen Mafia verkommen.
Eine Abgrenzung zum Gesundheits- oder Hobbysport ist niemals eindeutig möglich. Ab wann sollte eine Dopingfreigabe gelten? Ab welchem Leistungsniveau? Ab welchem Alter? Auf diese Fragen kann es
keine vernünftigen Antworten geben. Jeder, der diese absurde Idee in den Raum stellt, sollte mal das Ganze konsequent zu Ende denken. „Doping unter ärztlicher Aufsicht“ ist nicht weniger
gefährlich als „ohne Aufsicht“ und die „ärztliche Aufsicht“ ist derzeit im Spitzensport unter Dopern ohnehin Realität. Es wird von skrupellosen Ärzten betrieben, die damit ein gutes Geschäft
machen und völlig konträr zum geleisteten Eid handeln. Es gibt kein „gesundheitsförderndes Doping“!
Haben wir dann zwei Kategorien von Sportlern, bzw. Sportwettkämpfen, eine von bereitwilligen Selbstmördern zum Gaudium der Massen und eine „saubere“, wo – so wie jetzt – wieder einige Betrüger
dopen und hoffen, dass sie nicht erwischt werden? Doping unter ärztlicher Aufsicht wäre - der eingangs erwähnten Analogie entsprechend - wie medizinische Begleitung von Terroristen auf
Staatskosten.
Spitzen- und Hobbysport existieren nicht auf von einander nicht verbundenen Inseln sondern bedingen einander wechselseitig. Spitzensport ist die Spitze der Sportpyramide, je breiter das Fundament ist, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit des Erreichens von Spitzenleistungen. Jeder Spitzensportler hat einmal als Nachwuchs- oder Hobbysportler begonnen. Hobby- und Gesundheitssportler lassen sich von Spitzensportlern motivieren und inspirieren. Nicht ohne Grund zeigen Sportevents die höchsten TV-Einschaltquoten, Spitzensport begeistert in den Stadien, Sporthallen, auf Schihängen und Loipen.
Wir haben auf der anderen Seite ein massives Problem aufgrund von Bewegungsmangel bereits bei Jugendlichen. Eine konkrete Zahl: der Anteil der Untauglichen bei der Bundesheermusterung in
Österreich hat sich innerhalb von 10 Jahren - bei gleichbleibenden Kriterien – von 14 auf 24% erhöht, in Wien halten wir bereits bei 28%. (siehe z.B. hier im Kurier:)
Diese Zahlen sollten
aufrütteln und decken sich mit den gefühlten Erfahrungen von Sportlehrern und Trainern, wonach die Kinder und Jugendlichen praktisch schlagartig (in den letzten 10 oder 20 Jahren) immer weniger
fit und kränker werden. Damit geht nicht nur dem Spitzensport die Basis verloren, sondern daraus folgen mittel- und langfristig massive Probleme für unser Gesundheits- und Sozialsystem. Für
verantwortungsbewusste Eltern ist es immer noch das Beste, wenn die Kinder im positiven Umfeld eines Sportvereins integriert sind. Sport ist ein wichtiger Eckpfeiler eines grundsätzlich positiven
Lebensentwurfes und es muss alles getan werden, um die Schattenseiten des Sports – dazu gehören auch Korruption/Freunderlwirtschaft, Wettbetrug und Fördermittelmissbrauch – möglichst
einzudämmen.
Sind Sportler „Patienten zweiter Klasse“, weil sie viele Medikamente nicht nehmen dürfen?
Bei medizinischer Notwendigkeit dürfen alle Sportler alle Medikamente verwenden und alle medizinischen Behandlungsmethoden in Anspruch nehmen, die auch allen anderen Menschen zur Verfügung stehen. Einige Medikamente sind allerdings auf der Dopingliste taxativ angeführt, weil sie zur Leistungsmanipulation missbräuchlich eingesetzt werden könnten und/oder bei gesunden Menschen gesundheitliche Schäden verursachen können. (Zum Teil werden bei Doping Medikamente aus der Veterinärmedizin eingesetzt sowie Mittel, die noch gar nicht über eine Zulassung als Medikament verfügen, daher Wirkungen/Nebenwirkungen oft unklar sind.) Deshalb erfordern manche Medikamente bei Leistungssportlern grundsätzlich eine medizinische Ausnahmegenehmigung, mehr Medikamente als im Training sind im Wettkampf verboten, wobei kranke Athleten zu deren eigenem Schutz sowieso nicht bei Wettkämpfen antreten sollten. Im Notfall sind natürlich alle Medikamente zulässig und bei (engagierten) Hobbysportlern, die z.B. bei einem Marathon eine Spitzenplatzierung machen und kontrolliert werden, aber in keinem Kader stehen, kann im Falle eines notwendigen verwendeten Medikaments eine nachträgliche („retrograde“) Genehmigung vorgelegt werden.
Gibt es wirklich so viele Asthmakranke unter den Sportlern?
Der Anteil von Asthmakranken (insbes. „Belastungsasthma“) ist v.a. unter Wintersportlern tatsächlich höher als bei der „Normalbevölkerung“. Da aber zum Teil ganze Nationalmannschaften von bestimmten Ländern aus Asthmakranken bestehen, darf man von einem manchmal leichtfertigen Ausstellen der „TUE“ (medizinische Ausnahmebewilligung für Wirkstoffe, die eigentlich auf der Dopingliste stehen) ausgehen. Eine einfache hausärztliche Bestätigung reicht dafür allerdings - zumindest bei uns - nicht. Ob sich der berühmte Asthmaspray bei gesunden Menschen überhaupt leistungssteigernd auswirkt ist umstritten. Für Asthmakranke ist es aber tatsächlich eine Hilfe und sie könnten den Sport sonst nur schwer ausüben.
Die Rolle der NADA
Unsere nationale Antidopingagentur führt ihre vom Gesetz übertragenen Aufgaben sicher gut und korrekt aus, das war bei den Vorgängerorganisationen leider ganz anders. Im Bereich „Prävention“ ist die Arbeit sehr gut, die auf der website www.nada.at zur Verfügung stehenden Materialien sind auch z.B. für Schulen/Vereine hervorragend geeignet. Sehr gut umgesetzt ist weiters die einfache „Medikamentenabfrage“, wo jeder interessierte Sportler überprüfen kann, ob ein Medikament im Training oder Wettkampf verboten ist.
m Gegensatz zu manchen anderen Ländern (in Deutschland „aus Datenschutzgründen“ nicht umgesetzt, in der Schweiz schon, …) ist eine Liste der aktuell suspendierten/gesperrten Sportler jederzeit online einsehbar, was für viele Veranstalter wichtig ist.
Der „Bewegungsspielraum“ der NADA ist rechtlich durch das Antidoping-Bundesgesetz sehr eingeschränkt, allerdings könnte nach meiner Einschätzung v.a. bei den Trainingskontrollen etwas mehr Herzblut dahinterstehen. Dazu gehören weitreichende Überlegungen/Analysen, wo auffällige Leistungsentwicklungen beobachtet werden können, wo ein bedenkliches (oder gar vorbelastetes) Umfeld gegeben scheint, etc.
Wie weiter oben beschrieben ist Eigendoping in Österreich nur dann strafrechtlich relevant, wenn es unter den allgemeinen Strafrechts-Paragraphen für „schweren Betrug“ fällt. Der dafür notwendige finanzielle Vorteil (bzw. Schaden für die anderen) ist in der Praxis meist schwer nachweisbar, weshalb es nur selten zu entsprechenden Verfahren kommt. Wieder etwas typisch österreichisch hat sich aber „hinter den Kulissen“ eine gute Zusammenarbeit zwischen NADA und den staatlichen Ermittlungsbehörden etabliert, man hilft also einander…
Wer sind die Profiteure des Seefeld-Skandals?
Die Hauptprofiteure sind namentlich Bernhard Kohl, der jetzt wieder unbezahlbare Gratis-Werbung für sein Radgeschäft bekommt, womit sich sein damaliges Doping immer wieder ökonomisch betrachtet lohnt. Ein möglicher weiterer Profiteur ist Stefan Matschiner, der via Medien (zuletzt in Servus TV bezeichnet als „ehemaliger Sportmanager“) potentiellen Dopern erklärt, wie man „richtig“ dopt, ohne erwischt zu werden und damit seine einschlägige Kompetenz untermauert. Natürlich gilt in diesem Zusammenhang die Unschuldsvermutung.
Profiteure sind aber auch die Medien, die interessante Dinge von den Schattenseiten des Sports zu berichten haben. Die Einschaltquoten bei allen Sendungen zum Thema waren erstaunlich hoch, was wieder einmal zeigt, wie sehr Sport emotionalisiert.
Die Rolle der Medien
Die Medien gehören einerseits zu den Profiteuren, weil das Thema offensichtlich für die breite Masse interessant ist, andererseits gibt es durchaus Journalisten und Medien, die hinter die Kulissen zu blicken bereit sind und sich investigativ betätigen. Hajo Seppelt vom ARD kommt hier eine besondere Rolle zu, ohne ihn hätte es z.B. kaum eine Aufdeckung des russischen Staatsdoping-Skandals gegeben und auch nicht jenem in Kenia. Im aktuellen Fall ist er eine treibende Kraft hinter den Ermittlungen, wobei die Zuschreibung von „Opfer“ oder „Nutznießer“ im Fall der letzten beiden ausführlichen Interviews mit Hrn. Dürr jedem selbst überlassen bleibt. Es ist bezeichnend und bedenklich, dass praktisch alle großen Dopingfälle nicht von den eigentlich dafür zuständigen und bezahlten Institutionen (WADA, die NADAs, …) aufgedeckt werden, sondern von Journalisten oder engagierten Einzelpersonen.
Von den österreichischen Printmedien hat der „Standard“ schon traditionell eine Sonderstellung beim kritischen Blick auf Doping und auf die Rolle der Verbände. Die „Oberösterreichischen
Nachrichten“ berichten etwas differenziert, neben unterwürfigen Kommentaren finden sich durchaus sehr kritische Stimmen wie jene von (Ex-Judoka) Reinhold Pühringer, der nicht nur beim
Dopingproblem, sondern auch im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen im Sport gleich die Überleitung zum nächsten Medium liefert:
„Dem mit dem ÖSV verpartnerten Kleinformat (Anm: Kronen Zeitung) war die Missbrauchsaffäre am Sonntag keine Zeile wert, einen Tag später brachte man ein
„Rechtfertigungsinterview“ mit dem Skiverbandspräsidenten, der „top reagiert“ habe. Die Herrschaften haben sich außerdem auf eine Einzelfall-Theorie verständigt. Die Gefahr, gegen die Wand zu
rennen und erneut verwundet zu werden, ist in einem „Sportland“, in dem wenige, miteinander verhaberte Männer das Sagen haben, einfach zu groß." (Pühringer OÖN, 15.3.)
Die reichweitenstärksten Medien im Lande – ORF und Kronen Zeitung – sind nun einmal mehr oder weniger eng mit dem ÖSV verbunden. Die Kronen Zeitung ist offizieller Sponsorpartner und hat sich zur inoffiziellen PR-Agentur und zum amtlichen Berichterstattungsorgan des ÖSV entwickelt, ohne jegliche kritische Distanz und als Verhöhnung des Begriffes „unabhängig“, den man stolz jeden Tag auf die Titelseite druckt. Es sollte den Lesern klar sein, dass Berichte in der Kronen-Zeitung über den ÖSV nicht ernstgenommen werden dürfen. Lediglich Peter Filzmaier scheint in seinem Kommentar in der Krone außerhalb des Sportteils am 17.3. etwas unter dem Rader der redaktions-eigenen Message Control geflogen zu sein…
Beim ORF, einem wichtigen Geschäftspartner des ÖSV, bzw. der Firmen von Hrn. Schröcksnadel (z.B. über Feratel – Wetterpanorama, …) ist die Situation etwas diffiziler. In manchen Formaten mit etwas geringerer Reichweite (z.B. Ö1 Mittagsjournal oder ZIB 24) darf – um dem (gesetzlichen) Objektivitätsanspruch genüge zu tun - durchaus kritisch berichtet werden. Der ORF-Sport ist aber mehr oder weniger mit der ÖSV-Zentrale gleichgeschaltet und kniet unterwürfig vor dem „Alpen-Napoleon“. Der ORF-Sport mit seinen Co-Kommentatoren fungiert immer wieder gern als Auffangbecken für überführte Doper oder Ex-Sportler mit zweifelhaftem Umfeld.
Von einem anderen Medium, das sich schwerpunktmäßig stark mit Sport auseinandersetzt, hat ein Journalist in einer privaten Nachricht geschrieben (auf meine Frage, warum dort in einer Talkshow praktisch nur Doper und Verbandsvertreter sitzen): „.. Es soll ja auch Funktionäre geben, die androhen, gleich ihre ganzen Sportler nimmer zu schicken, wenn der Willi kommt. Österreich. 2019. Man glaubt es kaum.“
Es ehrt mich, offensichtlich derart wichtig zu sein und ich habe mit Auftrittsverboten dank Einflüssen (bzw. ultimativen Forderungen) von führenden Sportfunktionären und Politikern ohnehin schon einige Erfahrung… Danke, das motiviert weiter.
Andere Medien (z.B. Kurier) bleiben entweder eher an der Oberfläche, haben keine klare Linie (Kleine Zeitung) oder haben ohnehin nur Unterhaltungswert (Heute, Österreich).
Doping im Spitzen- und Hobbysport
Doping im Spitzensport ist neben dem Streben nach Ruhm und Ehre meist auch mit dem Versuch, sich zu Lasten anderer einen finanziellen Vorteil zu verschaffen, somit schwerem Betrug (StGB § 147), verbunden. Man kann es durchaus mit Wirtschafskriminalität vergleichen wo es z.B. klare Regeln und Sanktionen bei Insider-Trading gibt. Neben offenkundigen finanziellen Vorteilen wie durch Betrug erreichte Preisgelder kommen bei vielen Spitzensportlern in Österreich im Dopingfall zu Unrecht in Anspruch genommene knappe Plätze bei Bundesheer und Polizei hinzu, das Erschleichen von öffentlichen Fördermitteln (Steuergeld), Sporthilfe, etc. Der Kuchen insgesamt wird ja nicht größer, sondern das geht ganz klar zu Lasten der ehrlichen Sportler, denen dann die entsprechenden Förderungen versagt bleiben.
Die Diskussion, welchen Anteil die Gesellschaft an Doping im Spitzensport hat, ist etwas langweilig und lässt außer Acht, dass die Fälle, wo Sportler versehentlich in die Dopingspritze fallen, eher die Ausnahme sind. Jeder Sportler – sofern er nicht dumm ist – entscheidet irgendwann rational: was kann ich mit Doping zusätzlich erreichen, wie groß ist die Gefahr erwischt zu werden und welche Konsequenzen drohen mir in diesem Fall? Wir haben es mit eigenverantwortlichen, erwachsenen Menschen zu tun, die über ihr eigenes Handeln zu reflektieren im Stande sein sollten und nicht Opfer der bösen Gesellschaft sind, die sie zu Betrug treibt. Irgendeine Verantwortung der Gesellschaft wird man immer finden, schließlich wird kaum ein Mensch dopen, der allein auf einer Insel wie Robinson Crusoe lebt, sondern nur wenn er sich dem Wettstreit mit anderen Individuen stellt. „Am Ende des Tages stellt sich meist heraus, es sind nichts anderes als hundsordinäre Betrüger.“ (G. Schaar)
Doping im Hobbysport (oder gar im Gesundheitssport (!)) ist v.a. ein gesundheitliches Risiko in Kombination mit Dummheit und Eitelkeit. Für „die goldene Ananas“ bei einem Hobbylauf die Gesundheit oder gar das Leben aufs Spiel zu setzen, zeigt eher die Notwendigkeit nach psychologischer Hilfestellung wie auch bei jenen, die mit entsprechend aufgeblasenen Muskeln (allerdings auch mit Steroidakne und Schrumpfhoden) die Frauenwelt beeindrucken wollen. Die Aussicht auf ein bisserl Leberkrebs und Herzversagen (es gibt auch in Österreich viele Todesfälle, die meist mangels Obduktion nicht in entsprechenden Statistiken aufscheinen) scheint nicht wirklich abzuschrecken, denn was tut man nicht alles für ein paar zusätzliche Follower auf Instagram. Da müsste noch viel mehr an Aufklärung und Bewusstseinsbildung passieren, in den Schulen, Fitnesscentern, Crossfit-Studios und Vereinen.
Weiters muss der riesige Geschäftsbereich der „Nahrungsergänzungsmittel“ kritisch hinterfragt werden, wobei es hier gar nicht um absichtlich oder unabsichtlich mit verbotenen Substanzen verunreinigte Mittel geht. Grundsätzlich muss immer wieder darauf hingewiesen werden, dass eine Zufuhr eines Nahrungsergänzungsmittels nur dann Sinn macht, wenn zuvor an dieser Substanz ein nachgewiesener Mangel (Blutbild!) geherrscht hat. Eine Magnesiumzufuhr ohne Magnesiummangel verhindert nicht Krämpfe sondern führt höchstens zu Durchfall. Im besten Fall führt eine Zufuhr von Nahrungsergänzungsmitteln (auch Vitaminen, Mineralstoffen, etc.) zu einem sehr wertvollen Urin, im schlechteren Fall werden damit komplexe Regelkreise des Organismus gestört, die körpereigene Produktion unterdrückt, etc. Der Schaden ist fast immer größer als der Nutzen, entsprechend vom Verkäufer in Auftrag gegebene „Studien“ werden viel zu unkritisch betrachtet.
Viele Hobbysportler widerstehen offensichtlich nicht der Versuchung, eine ungesunde und einseitige Basisernährung mit ein paar Tabletten oder Nahrungsergänzungsmitteln kompensieren zu wollen. Das funktioniert aber nicht! Diese „Tablettenmentalität“, die oft schon bei jungen Sportlern vorzufinden ist, ist oft eine Vorstufe zu Doping. Praktisch jeder Doper hat vor dem „Überschreiten der roten Linie“ irgendwann mit Nahrungsergänzungsmitteln den ersten Manipulationsversuch gestartet, so wie fast jeder Drogenabhängige irgendwann davor ein Raucher war. Hier kann und muss man mit entsprechenden Aufklärungsmaßnahmen Missbrauch vermeiden und darauf hinweisen, dass eine gesunde und sportgerechte Basisernährung – auch wenn nicht spektakulär – viel wichtiger ist!
Graubereich bei Doping?
Es gibt keinen „Graubereich“ bei Doping. Der Begriff „Doping“ ist eindeutig definiert als Leistungsmanipulation im Sport durch Anwendung verbotener Mittel (taxativ aufgelistet in den Antidopingbestimmungen) und die Anwendung verbotener Methoden (z.B. Blutmanipulation). Jeder Leistungssportler weiß das ganz genau und muss das zum Teil gegenüber seinem Verband sogar schriftlich bestätigen. Aber auch jeder Hobbysportler kann in Österreich ganz einfach auf der website der NADA (nada.at) bei der „Medikamentenabfrage“ überprüfen, ob ein Medikament verboten (bzw. mit einer Ausnahmebewilligung genehmigt) oder erlaubt ist und zwar getrennt nach „verboten nur bei Wettkämpfen“ oder „verboten auch im Training“. Die Antidopingbestimmungen gelten für alle bei offiziellen österreichischen Sportorganisationen (BSO-Mitgliedsverbänden) gemeldeten Sportler. Darüber hinaus könnte ein Sportveranstalter (z.B. Laufveranstalter) in seinen Teilnahmebedingungen einen Passus aufnehmen, wonach sich alle Teilnehmer - unabhängig von einer Vereinsmitgliedschaft – mit ihrer Teilnahme am Wettbewerb gegebenenfalls für eine Dopingkontrolle zur Verfügung stellen. So ist in Österreich z.B. für den Start bei den meisten Triathlon-Bewerben zumindest der Erwerb einer Tageslizenz des Verbandes notwendig, womit automatisch die geltenden Antidoping-Bestimmungen akzeptiert werden.
Es ist deshalb sprachlich unrichtig, im Zusammenhang von Medikamentenmissbrauch bei Managern, Künstlern oder Politikern von „Doping“ zu sprechen.
In der ganzen Dopingdiskussion, wer sind die „Bremser“, wer ist wirklich mit Herzblut gegen Doping?
Am 10.3. hat Hajo Seppelt im ORF die Situation sehr treffend analysiert: „Wenn Doping auffällt, ist es geschäftsschädigend, weil es den Sport unattraktiv macht. Fällt Doping nicht auf, dann profitieren alle.“
Wobei ganz recht hat er nicht damit, es profitieren nur fast alle. Die wirklich Leidtragenden sind die ehrlichen Sportler und deren Umfeld (Betreuer, …), denen die Erfolge und die entsprechende Anerkennung (und finanzielle Unterstützung, etc.) durch Doper weggenommen werden. Dieses kleine Segment der Gesellschaft ist auch das einzige, das sich mit Herzblut gegen Doping engagiert. Ihnen gegenüber steht die breite Front an Medienkonsumenten (die wollen hauptsächlich sensationelle Leistungen und Unfälle), die Medien selbst (sensationelle Erfolge bringen Auflage und Spitzensportler, die man jahrelang hochgejubelt hat, lässt man ungern fallen), die Sportfunktionäre/Verbände (die brauchen Erfolge/Medaillen und befinden sich immer in einem Interessenskonflikt) und auch die Sportpolitiker/Fördermittelgeber (man will ja für die eingesetzten Mittel auch Erfolge sehen und das Schulterklopfen im Erfolgsfall vor der Kamera ist immer wichtig).
Konkret haben sich bis zuletzt immer die oberste Interessensvertretung der Sportler (BSO) und die Sportverantwortlichen in der Regierung gegen eine Verschärfung der Antidopingbestimmungen (z.B. Strafrecht für Eigendoping wie in einigen anderen Ländern Europas) ausgesprochen.
Die weit verbreitete Stimmung bringt ein facebook-Kommentar bei einem Posting von Nicola Werdenigg auf den Punkt: „Fast alle dopen und es ist mir egal.“
Ist dieser Skandal tatsächlich der „große internationale Dopingring mit mafiaähnlichen Strukturen“?
Der „Dopingring“ mit der Zentrale in Erfurt ist offensichtlich ein kleines Netzwerk, das aber nicht annähernd an die Dimension des Dopingskandals um den spanischen Arzt Fuentes und auch nicht an den großen österreichischen Humanplasma-Skandal heranreicht, der grob abgeschätzt ungefähr 10-mal so groß war. Allein aufgrund des berichteten Fundes von 40 Blutbeuteln kann von einer Zahl von knapp über 10 involvierten Athleten ausgegangen werden. Bei Humanplasma waren 50 – 100 Sportler beteiligt und da reichte das Netzwerk in ganz andere Kreise hinein, was eine Aufklärung bis heute verhindert hat …
Die österreichischen Ermittlungsbehörden (BKA in Kooperation mit der NADA) sprachen von der „Zerschlagung einer mafiaähnlichen Organisation“ („arbeitsteilige Vorgangsweise“, „Verwendung von Prepaid-Telefonen“, …) und tun fast so, als wenn man mit einer Aktion die ganze Camorra auf einmal ausgeschaltet hätte. Das ist natürlich reichlich übertrieben und die Hauptverantwortung für den Ermittlungserfolg darf offensichtlich die (Doping-) Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft in München für sich beanspruchen. Eine derartige Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft gibt’s in Österreich nicht einmal.
Und wie kann man nun Doping verhindern?
Was geschehen ist, ist geschehen und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Sportler werden möglicherweise ein Strafverfahren wegen Sportbetruges bekommen. Vielleicht werden sie wirklich die ersten Sportler Österreichs sein, die wegen Dopings eine (unbedingte) Haftstrafe bekommen (eher nicht zu erwarten, weil sie „kooperieren“), wenn ein strafrechtlich relevanter schwerer Betrug nachgewiesen werden kann. Auch Hr. Dürr hat seinerzeit (2014), obwohl er den Behörden bei den Einvernahmen die Hintermänner nicht preisgegeben hat (hätte er das getan, wäre der aktuelle Fall wohl verhindert worden), statt der möglichen Haftstrafe eine „außergerichtliche Diversion“ aufgebrummt bekommen, was ihn offensichtlich nicht sonderlich beeindruckt hat. Der Begriff „Dopingsünder“ ist jedenfalls eine unzulässige Verniedlichung, wie wenn durch eine kleine Beichte alles wieder gut wird.
Die Vorgeschichte im aktuellen Fall ist also bekannt und dafür werden Dürr und sein Umfeld voraussichtlich strafrechtlich zur Verantwortung gezogen. Die Strafen/Konsequenzen müssen generalpräventive Wirkung haben. Hauke sagte gestern in der TV-Diskussion: "Wenn ich gewusst hätte, was da alles auf mich zukommt (er meinte mögliche Haftstrafe, etc.), dann hätte ich es wohl bleiben lassen."
Auch Bernhard Kohl sagte damals: "Wenn mir damals mit einem Gerichtsverfahren oder gar einer Haftstrafe gedroht hätte, hätte ich wohl nicht gedopt." Die Sanktionen müssen also jedenfalls verschärft werden und das muss entsprechend kommuniziert werden. „Eine Androhung einer entsprechenden Sanktion ist immer noch die beste Prävention“. (G. Schaar)
ABER: Jetzt ist Hr. Dürr, der ohnehin psychisch labil scheint, in einer Situation, in der man nicht auf ihn hintreten sollte, weil er ohnehin am Boden liegt. Felix Gottwald (Österreichs erfolgreichster Olympiasportler aller Zeiten) bezeichnete ihn als "psychisch krank" und "massiv suizidgefährdet". Das sollte man jetzt berücksichtigen. Keine Funktion mehr im Sport, eine angemessene Strafe - aber auch bei der Resozialisierung helfen. Die Konsequenzen dürfen nicht bei den Sportlern enden, die in gewisser Weise immer Opfer sind. Der ÖSV, der höchst erfolglos war im Verhindern von Dopingfällen in den eigenen Reihen, kann sich jetzt nicht mit „die Trotteln“ als Bezeichnung für die Sportler, von denen der Verband auch gelebt hat, selbst von jeder Schuld freisprechen.
Eine lebenslange Sperre bei schweren Verstößen gegen die Antidoping-Bestimmungen wäre zwar wünschenswert, ist (arbeits-)rechtlich aber schwer durchzusetzen. Wenn die Sportler glaubhaft argumentieren können, dass sie eigentlich nichts anderes können oder gelernt haben als ihren Lebensunterhalt durch die Einnahmen als Profisportler zu bestreiten, käme eine lebenslange Sperre einem Berufsverbot gleich. Ein gangbarer Kompromiss wäre eventuell, dass man alle Spitzensportler von ihren Verbänden unterschreiben lässt, dass sie im Falle eines schweren Dopingvergehens niemals wieder für eine Nationalmannschaft und damit für die Teilnahme an einer EM, WM oder Olympische Spielen einberufen werden. Der österreichische Leichtathletikverband hat relativ bald nach den letzten großen Dopingfällen eine derartige Bestimmung beschlossen. Ob diese Regelung vor Gericht bei Profisportlern halten würde, ist nicht gesichert. Der Verband könnte allerdings im Rahmen eines derartigen Verfahrens argumentieren, dass ein Start eines Dopers auch nach beendeter Sperre einen Imageschaden für den Verband und damit eine Verletzung von Sponsorinteressen darstellt. Das Interesse eines Sponsors, dass seine Produkte und Dienstleistungen mit Doping und Betrug assoziiert werden, ist in den meisten Fällen wohl überschaubar.
In der Vergangenheit wussten Verbände oft von Doping in ihren Reihen, meist lange bevor diese ans Tageslicht kamen. Man hat aber weggesehen, es geduldet, sich über „Erfolge“ und staatliche Förderungen gefreut und dann natürlich „nie etwas mitbekommen“, wenn der Skandal platzte.
Es ist daher eine Kernfrage, wie können wir Verbände und vielleicht auch Teamkollegen innerhalb einer Sportart motivieren, penibler darauf zu achten, dass in ihren Reihen niemand dopt? In der gegenwärtigen Situation profitieren Verband und Teamkollegen von jeder mit Doping erzielten Spitzenleistung, solange diese nicht entdeckt wird. Hier hat der Staat mit seinen öffentlichen Förderungen – für die meisten Verbände mit Abstand die wichtigste Einnahmensquelle – ein scharfes Schwert in der Hand.
Angenommen, ein Verband muss beim ersten Dopingverstoß eines Kader-Athleten 10% der Jahres-Fördersumme zurück zahlen, beim nächsten Verstoß 20 oder 25% und beim dritten Verstoß 50%, dann werden wohl die Verbände etwas genauer hinschauen, ob da nicht ein Sportler seine Leistungen mit unerlaubten Mitteln erbringt, ob da nicht ein Trainer oder anderer Betreuer mit Doping nachhilft und Mannschaftskollegen, die die Verbandsförderungen benötigen, werden diesbezüglich etwas aufmerksamer sein. Klingt vielleicht etwas brutal, aber den Betrügern sind auch alle Mittel recht und jeder sollte mittlerweile bemerkt haben, dass die Verbände mit ihren Bemühungen, Doping in ihren Reihen unter den gegebenen Rahmenbedingungen zu verhindern, kläglich gescheitert sind. Die staatlichen Institutionen sind also gefordert, nur mit den erfolgreichen Sportlern zu feiern ist zu wenig.
Diese Sanktionsmöglichkeit steht allen privaten Sponsoren offen, sie können wirklich mächtig Druck machen, wenn sie wollen. So wird im aktuellen Fall die Aufforderung des Vorstandes der Casinos Austria, dass im ÖSV die Strukturen verändert werden müssen (selbst wenn nicht direkt ausgesprochen, aber zwischen den Zeilen auch personelle Veränderungen gefordert werden) mehr Gewicht haben als ein erhobener Zeigefinger eines Funktionärs. Die Casinos Austria sind über das Glücksspielgesetz immerhin so etwas wie der Generalsponsor des österreichischen Sports.
Doping bedeutet für manche Athleten den einfacheren Weg, um bestimmte Defizite in einem Bereich zu kompensieren, weil viele nicht akzeptieren wollen, dass es aufgrund unterschiedlicher Talentausstattung nicht jedem fleißigen Sportler vergönnt ist, an die Weltspitze zu kommen. Es zeigt sich aber immer wieder, dass die sportmedizinische und sportwissenschaftliche Begleitung im österreichischen Spitzensport sehr mangelhaft ist, wobei genau diese Bereiche wesentliche Leistungsreserven v.a. hinsichtlich Verbesserung der Trainingsqualität und Regenerationsfähigkeit darstellen. Das ist in vergleichbaren Ländern ganz anders und bedenklich ist auch, dass es in Österreich nur wenige Ansätze zu einer Zusammenarbeit von (Sport-)Universitäten und Verbänden gibt. So ist mir keine institutionalisierte Zusammenarbeit der (größten) Sportuni-Wien mit einem Verband bekannt. Die dort vergebenen Diplomarbeitsthemen zeigen den immer größeren Abstand zwischen Theorie und Praxis des Sports. Hier liegen ganz entscheidende Reserven, die von manchen Sportlern und Verbänden praktisch übersprungen werden, weil es mit Doping – statt mit optimalem Training - oft manchmal etwas einfacher scheint. Wie sagte der erfolgreichste österreichische Olympiasportler (Felix Gottwald, siebenfacher Olympiamedaillengewinner) kürzlich: „Die Langläufer sollen lieber mal gscheit trainieren. Immer wenn ich in Ramsau bin, seh ich sie nur herumwabbeln.“
Bei „lediglich“ sportrechtlichen Verstößen gegen die Antidopingbestimmungen (also Eigendoping mit einem geringen Vermögensvorteil, weshalb der Betrugsparagraph nicht zur Anwendung kommen kann – somit einem absoluten Großteil aller Dopingvergehen) gibt es eigentlich gar keine „Strafen“. Die derzeit im Einklang mit den WADA-Bestimmungen geltenden Sanktionsmaßnahmen für Doper (Wettkampfsperren für einen bestimmten Zeitraum) können anhand eines plakativen Vergleiches folgendermaßen dargestellt werden: Es ist so, wie wenn ein notorischer Autodieb irgendwann auf frischer Tat ertappt wird und dafür vom ÖAMTC (also ein Verein wie die NADA) dazu verurteilt wird, dass er zwei oder vier Jahre kein Auto stehlen darf. Die erzielten Einnahmen durch den Verkauf der bis dahin verkauften gestohlenen Autos darf er behalten und die bestohlenen Opfer bekommen keinen Schadenersatz oder gar ihr Auto zurück.
Solange wir Doping als Kavaliersdelikt dulden, die Doper in bewährter Täter-Opfer Umkehr als Leidtragende präsentieren, die praktisch keinen anderen Weg gehen konnten und von der Mittäter-Rolle der skrupellosen Hintermänner in den meisten Fällen wegsehen (außer er kommt aus dem Ausland…), wird sich so bald nichts ändern.
Wenn potentielle Doper beim Entscheidungsfindungsprozess draufkommen, dass Doping viel bringt, es sich auch heute noch ökonomisch auszahlt, das Risiko erwischt zu werden gering ist und in diesem Fall die Konsequenzen überschaubar sind, dürfen wir uns nicht wundern, wenn in den nächsten Monaten oder Jahren der nächste große Dopingskandal wieder alle ungemein erschüttert.
Wir brauchen eine Kombination von Aufklärung, bewusstseinsbildenden Maßnahmen, wirkungsvolleren Kontrollen, aber auch abschreckende Sanktionen und eine gewisse soziale Ächtung des Dopings (nicht der Doper!) mit entsprechenden konkreten Maßnahmen in allen Teilbereichen.
Unsere Kontrollen sind gut und so etwas wie „Dienst nach Vorschrift“, aber auch da gibt es Luft nach oben. Marcel Hirscher ist ein begnadeter Sportler, aber zum Thema Doping befragt, zeigt er sich ziemlich ahnungslos: „Es gibt viele Länder, da gibt’s gar keine Kontrollen und die sind so richtig, richtig gut“, sprach er im Interview, ohne diese „vielen Länder“ (die es natürlich nicht gibt) zu nennen. Grobe Wissenslücken scheinen auch beim zuständigen Sportminister zu bestehen, der wiederholt von „Österreichs Vorzeigerolle im Antidopingkampf“ sprach und – völlig haltlos – bei einer Pressekonferenz behauptete, dass „z.B. Spanien gar keine nationale Antidopingagentur“ hätte.
Mein persönlicher Zugang:
Ich war selbst ab 1990 einige Jahre als Dopingkontrollor im Einsatz - damals war das IMSB in Österreich dafür zuständig - und hatte da einige prägende Erlebnisse (Manipulationsversuche, …). Im November 1992 wurde ich das erste Mal aus dem Spartentrainerteam des ÖLV hinausgeworfen, weil ich bei einer internen Sitzung die ÖLV-Prognosen hinsichtlich der zu erwarteten Erfolge bei der anstehenden WM 1993 in Stuttgart etwas hinterfragte. „Ihr solltet vielleicht nicht vergessen, dass das neue System der Trainingskontrollen dazu führen könnte, dass dort einige ÖLV-Stars gar nicht starten werden.“ Ein paar Monate später wars dann soweit, die erste durch das Ausland (durch die IAAF initiiert) durchgeführte Trainings-Dopingkontrolle in Österreich zeigte bei vier getesteten Athleten viermal Doping und die komplette Sprintstaffel rund um Andreas Berger und den Zehnkampf-Rekordhalter Gernot Kellermayr wurde gesperrt. Die ursprünglich länger geplante Sperre von Andreas Berger, der zuvor u.a. bei einem Europarats-Seminar in Österreich („Against Doping in Sport“ – organisiert vom IMSB) als Vertreter der sauberen Sportler referieren durfte, wurde deutlich reduziert, weil sich Berger „kooperativ“ verhalten hatte und verriet, dass er die Anabolika „bei fliegenden Händlern am Mexikoplatz in Wien“ gekauft hatte. Sein österreichischer Rekord im 100m-Sprint (10,15“), den er vor der Kontrolle erzielt hatte, gilt immer noch und daran und an vielen anderen zweifelhaften Leistungen werden unsere ehrlichen Sportler weiter gemessen. Übrigens bekam ich damals von seinem Trainer (im Hauptberuf Religionslehrer) eine Klagsdrohung, weil ich unterstellt hatte, dass er vom Doping seiner Athleten gewusst haben müsse. Zu einem Verfahren kam es leider nie, ich hätte die Zeugenaussagen vor Gericht nur zu gerne gehört.
Diese Schmierenkomödien und Heucheleien waren einfach unerträglich. Gleich bei meinen ersten Dopingkontrollen wollte man mir vorschreiben, wer nicht kontrolliert werden dürfe, die „Anweisungen“ kamen von Verbandsvertretern und Wettkampf-Veranstaltern. Die Sammlung jener, die ich mir dadurch zu Feinden machte, wurde größer und auf diese Sammlung bin ich stolz.
Eine spätere ÖLV-Präsidentin kam nach einem Antidoping-Vortrag vor ein paar Jahren auf mich zu, fiel mir fast um den Hals mit den Worten: „Hr. Lilge, ich bin so froh, dass ich immer energisch gegen Doping war und ich konnte ja nicht wissen, dass der ehemalige Cheftrainer (Anm: aus einem damaligen Ostblockland, das heute sportlich praktisch komplett von der Landkarte verschwunden ist) etwas mit Doping zu tun hatte“. Meine Antwort schreibe ich jetzt nicht hier. Dieser Trainer wurde kurz danach von der Verbandsführung mit allen Ehren gefeiert und seine „einzigartigen Verdienste“ für den Verband in ruhmesreichen Dankesreden anlässlich seiner Pensionierung gewürdigt (ich habe dabei den Raum verlassen).
Später durfte ein bereits einmal wegen Doping gesperrter Hürdensprinter bei einem bundesweiten Nachwuchsseminar zum Thema „Mein Weg zum Erfolg“ referieren. Ein paar Wochen später wurde er neuerlich erwischt, lebenslang gesperrt – und blieb trotzdem Parlamentsabgeordneter und Sportsprecher einer Partei…
2008 kam es zum bis dahin ersten direkten Aufeinandertreffen der damals besten Langstreckenläuferinnen Österreichs (Susanne Pumper und Eva-Maria Gradwohl) bei einem kleinen Halbmarathon in Wien, den ich organisiert hatte, wo zusätzlich noch eine für den gleichen Verein startende Marathon-Olympiateilnehmerin aus Slowenien (Helena Javornik) am Wettkampf teilnahm. Fürs Image der Läuferinnen stand viel auf dem Spiel, weshalb ich bei der NADA eine Dopingkontrolle für die drei Erstplatzierten (also ohne namentliche Zuordnung) bei diesem Rennen anforderte (bis zuletzt war unklar, ob wirklich alle drei starten würden). Die drei Läuferinnen wurden – trotz heftiger Widerstände und Ausreden – tatsächlich getestet und bei Pumper und Javornik wurde EPO gefunden, bei Pumper zusätzlich noch vor dem Feststehen des ersten Analyseergebnisses beim späteren Halbmarathon in Linz sogar noch ein zweites Mal. Man hat ihr dann nachgewiesen, dass sie während ihrer Sperre weiter EPO gekauft hat (sie war auch als Betreuerin tätig), niemand hat gefragt, für wen das eigentlich war. Ihre Sperre dauert noch bis März 2020.
Pumper hat mich geklagt, ihr Trainer Helmut Stechemesser (den ich in einem Interview als „Doping-Hintermann“ und „Bestandteil eines mafiaähnlichen Netzwerkes“ genannt hatte), ebenso. Pumper strengte das Gerichtsverfahren mit dem interessanten Vorwurf an, dass ich in der Öffentlichkeit auf ihren Dopingverstoß (nach abgeschlossenem Verfahren) hingewiesen hatte. Dadurch könnten ihre Sponsoren abspringen, wenn die das erfahren… Die Richterin fragte Fr. Pumper zu Beginn des dritten Verhandlungstages: „Wollen Sie das Verfahren wirklich weiterführen?“ Das war das Ende, ich wurde wie im Fall Stechemesser (weil mir „der Wahrheitsbeweis gelungen ist“) freigesprochen, beide mussten die beträchtlichen Verfahrenskosten zahlen. Im Urteil im Fall Stechemesser steht auch die nach eingehender Prüfung durch das Gericht getroffene Feststellung, „Trainern im Spitzensport, die nahe am Athleten arbeiten und auch über eine entsprechende Qualifikation verfügen, kann nicht verborgen bleiben, wenn ihr Athlet dopt.“ Stechemesser ist übrigens ein Ex-DDR Sportmediziner mit Verbindungen zur Stasi, der eine Menge anderer Athleten trainierte, die mit den Dopingbestimmungen in Konflikt kamen (u.a. Steffi Graf). Er arbeitete damals in der akkreditierten Untersuchungsstelle in Aspach als Mitarbeiter von Dr. Beck, die entsprechend (über Untersuchungsschecks) auch nach der Zuschreibung von Stechemesser als „Doping-Hintermann“ noch lange aus öffentlichen Mitteln gefördert wurde.
Ich wurde zweimal in den Sportausschuss ins Parlament als Experte geladen, wo ich meine Gedanken zur geplanten Novellierung des Antidoping-Bundesgesetzes darlegen durfte. Es war ziemlich interessant, wie sich der damalige Vorsitzende des Sportausschusses, Peter Westenthaler, nicht nur gegen eine Verschärfung der Doping-Bestimmungen aussprach (und damit dem damaligen Minister Darabos widersprach), sondern explizit verlangte, dass Susanne Pumper trotz ihres Dopingvergehens nicht gesperrt werden sollte. Hr. Westenthaler, der sich derzeit aufgrund eines Gerichtsurteils eher eingeschränkt bewegen kann, hat mir später via facebook-Nachricht eine Anzeige angedroht, die allerdings bis heute nicht eingetroffen ist.
Die Süddeutsche Zeitung nannte mich mal „Österreichs Antidopingkämpfer Nr. 1“, in Deutschland herrscht diesbezüglich aber auch eine andere Sportkultur. Ich durfte in den vergangenen Jahren bisher Vertreter von vier verschiedenen Parteien beraten, insbesondere zu den Themen Dopingbekämpfung, Reformierung des Sportfördersystems und auch zum aktuellen Regierungsprogramm zum Bereich Sport. Wenns vielleicht ein Promille Verbesserung gebracht hat, freut es mich.
Warum ich jetzt häufig zu diesem Thema befragt wurde?
Ein wichtiger Grund wird wohl sein, dass ich einer der wenigen (Ausdauer-)Trainingsexperten und Leistungsdiagnostiker bin, die vollkommen unabhängig von irgendwelchen Verbänden oder Institutionen agieren. Ich bekomme keine Förderung und deshalb kann mir nichts gestrichen werden. Ich habe seit vielen Jahren mit Hobbysportlern zu tun, kenne aber auch den internationalen Spitzensport über entsprechende Kontakte gut und war selbst als Trainer eines Athleten (Andreas Vojta) bei Olympischen Spielen.
Ich habe 2013 gemeinsam mit Co-Autor Gerd Millmann das Buch „Sportland Österreich? – Athleten, Abzocker, Allianzen“ (Molden Verlag) veröffentlicht, in dem das Thema Doping eine wichtige Rolle einnimmt und entsprechende Vorschläge zur Bekämpfung angeführt sind, die jetzt wieder aktuell werden.
Ich habe von Athleten und Trainerkollegen in den letzten Wochen zahlreiche interessante Hinweise erhalten (danke dafür!), die mich zum Teil selbst noch erschüttert haben und die immer mit dem Zusatz versehen waren: „Aber von mir hast es nicht, da muss ich mich drauf verlassen können…“
Auch deshalb bin ich überzeugt, dass noch einiges im Zusammenhang mit dem Skandal ans Licht kommen wird und das wäre dringend nötig. Ein sehr erfahrener Sportfunktionär hat mich erst kürzlich wieder erinnert: „Es ist viel schlimmer als du denkst und der Skandal geht bis nach ganz oben.“
Eine Auswahl an Medienberichten (links werden noch generiert):
Kurier:
Kohl:
Schröcksnadel:
https://kurier.at/sport/schroecksnadel-das-aehnelt-ja-dem-drogenhandel/400421735
OÖ Nachrichten:
Spox:
Ö24:
ORF:
Aktuell in Österreich:
ZIB24:
orf.at
https://sport.orf.at/stories/3045659/
Ö1:
https://oe1.orf.at/player/20190301/543876
Sport am Sonntag, 3.3.; ab ca. 8:00
Standard:
Konrad:
https://derstandard.at/2000098834316/Marathon-Boss-Konrad-Das-hat-alles-der-Herr-Schroecksnadel-zu
Kleine Zeitung:
Krone:
https://twitter.com/krone_at/status/1101005715253182464
Servus TV
https://www.servus.com/tv/videos/aa-1xkdfcr9w1w12/
https://www.servus.com/tv/videos/aa-1xe9q848s1w12/
ca. 1:10 – 4:00
ATV
https://www.atv.at/aktuell/so-030319-1920-uhr/v2513415/ (3.3.)
PULS4 (4.3.)
https://www.puls4.com/cafepuls/Videos/Das-Magazin/CAFE-PULS-Das-Magazin-vom-04.03.2019 (ab 23:44)
ORF ZIB 24, 5.3.
https://tvthek.orf.at/profile/ZIB-24/1225/ZIB-24/14006443/Ex-Langlaeufer-Duerr-verhaftet/14458215
Standard, 9.3.
https://derstandard.at/2000099219348/Doping-Hintergrund-Spritzennation-statt-Spitzennation
Interview für "Helden des Laufsports" (Mario Friedl), das auch auf "Bezirkszeitung.at" veröffentlicht wurde:
https://www.meinbezirk.at/donaustadt/c-sport/leichtathletik-trainer-wilhelm-lilge-im-interview_a3257574?fbclid=IwAR1lYbnmS5DBbhBD5V5AiDC9uAFRIEc8DaB8qgD2FpH79Kpc2XBRiK_LoAA
ATV aktuell, 11.3.
https://www.atv.at/aktuell/mo-110319-1920-uhr/v2518719/
PULS4 (13.3.), live im Studio: