Das erste Rennen in der Saison - noch dazu nicht auf der Distanz, für die man "eigentlich" trainiert - verursacht immer leichtes Baumgrimmen im Vorfeld: "wie sind die Trainingsleistungen der letzten Wochen wirklich zu werten?" "was sagt die bisher beste Leistung beim Silvesterlauf in Peuerbach aus?"
Die Antworten auf diese Fragen lieferte Andreas Vojta heute beim "Indoor Track & Field Vienna" (dem größten Meeting in Wien mit ca. 90% ausländischer Beteiligung) über 1500m in eindrucksvoller Manier.
Die letzten Trainingseinheiten im Vorfeld - wobei keine einzige klassische 1500m-Einheit dabei war - liefen alle so gut, dass wir mit einer Zeit in der Nähe von 3:40 spekulierten, was doch ca. 5 Sekunden schneller als im Vorjahr gewesen wäre. Dazu lautete die Parole ganz klar: "auf Sieg laufen", wobei Andreas der einzige Österreicher im Feld war.
Der Entschlossenheit ließ Andreas auch gleich Taten folgen. Er startete so schnell, dass er gleich mal vor dem Tempomacher an der Spitze lief. Der übernahm dann bald pflichtgemäß, wobei eine 800m Durchgangszeit von ca. 1:57 geplant war. Andreas machte aber soviel Druck, dass er tatsächlich bereits nach ca. 1:55,5 bei dieser Marke war. Der Tempomacher war dann weg und bei ca. 1000m setzte sich Andreas selbst an die Spitze. Jeder, der sich mit Mittelstreckenlauf der Männer auf diesem Niveau auskennt, weiß, dass ein Lauf über das letzte Drittel der Renndistanz vorne alleine an der Spitze jedenfalls noch Reserven birgt.
Andreas bekam die Durchgangszeiten mit, was ihm zusätzliche Motivation über die letzten Runden verschaffte. Eingangs der letzten Runde war ihm auch bewusst, dass es in Richtung der derzeit aktuellen 1500m-Weltjahresbestleistung ging (3:40,01 vom deutschen Läufer Mohamed Mohumed).
Das schaffte er zwar nicht ganz, aber die Uhr blieb nach hervorragenden 3:40,38 stehen. Das ist seine schnellste Hallen-1500m Zeit seit 6 Jahren und jedenfalls die schnellste Zeit, seit die 1500m für ihn eigentlich "nur" mehr die Unterdistanz darstellen. In der noch jungen Hallensaison bedeutet das mit Stichtag 1.2. den 3. Rang der Jahresweltrangliste und mit dieser Zeit wird er wohl nach Ende der Hallensaison immerhin unter den Top 30 Läufern der Welt über die 1500m Distanz stehen.
Vor heimischem Publikum in einem internationalen starken Feld zum Sieg zu laufen, war für Andreas auf jeden Fall "ein geiles Gefühl".
Die Freude ist groß, trotzdem bleibt der demütig und fokussiert, denn es ist keine Selbstverständlichkeit, dass es so weitergeht im Olympiajahr.
Kurzfristig verleiht ihm diese Leistung jedenfalls gewaltigen Rückenwind für den 3000m-Lauf am nächsten Samstag beim "Gugl-Indoor" in Linz. Wir dürfen uns auf dieses Rennen freuen!
ERGEBNIS (kumulierte Liste aller Zeitläufe)
VIDEO vom Lauf (danke Hosl!)