Aufgrund des Corona-Virus haben unsere Politiker ja irgendwie gemeint, alle sollten daheim bleiben, sich nicht bewegen und sich dem Schicksal ergeben... Inzwischen hat sich aber wohl sogar bei uns bei allen herumgesprochen, wie wichtig Bewegung und Sport für die so wichtige Stärkung des Immunsystems sind. Training war trotzdem für viele nur halb-illegal möglich und es war ein untragbarer Zustand, dass man beim gesunden Bewegen ständig vor der Polizei Angst haben musste.
"Normale" Wettkämpfe sind zwar bei uns leider immer noch verboten, aber mit etwas an den Haaren herbeigezogenen Regeln beginnen jetzt die ersten Veranstalter mit der Situation entsprechend umzugehen.
In St. Pölten gab es deshalb gestern und heute von der Agentur "Bestzeit-Events" statt des "üblichen" 70.3-Triathlonwettkampfes einen Schwimm- und einen Laufbewerb jeweils mit Einzelstart mit je 1 Minute Abstand, also jedenfalls besser als nichts.
Vom team2012.at nützte Tanja Stroschneider diese Gelegenheit zur begehrten Formüberprüfung in beiden Disziplinen. Sie war in Österreich die erste Triathletin, die gleich zum Beginn des "Lockdown" bei 5 Grad Wassertemperatur und Schneetreiben das Open Water Schwimmen in der Alten Donau begann, weil das Schwimmen auch für Leistungssportler bei uns im Hallenbad aus gesundheitlichen Gründen verboten wurde... Ohne feste Distanzen (wobei sie sich für die Alte Donau extra eine Boje mit Anker zur Streckenmarkierung angeschafft hatte) und mit dem Neoprenanzug (+ Haube, Handschuhe, Füßlinge) ist zwar das Schwimmtraining nicht mit gleicher Qualität möglich und ein Techniktraining praktisch gar nicht, aber jammern half nicht, sondern als Leistungssportler muss man sich eben immer auf die Gegebenheiten einstellen.
Ob das fast tägliche Frieren (jedes Mal 3 - 6km schwimmen) seither etwas "gebracht" hatte, war schwer zu beurteilen.
Umso größer war die Spannung gestern vor dem 1,9km-Schwimmbewerb im Ratzersdorfer Badesse in St. Pölten. Es war eben kein Massenstart, sondern ein Einzelstart, die Leistungen konnten deshalb erst nach Ziel-Einlauf (der war an Land) tatsächlich objektiv beurteilt werden. Tanja war letztlich mehr als erleichtert und glücklich, als sie auf der Ergebnisliste zwischen den beiden Triathlon-Olympiastarterinnen Sara Vilic und Julia Hauser auf Rang 2 in 26:07 platzieren konnte, weil sie damit wusste, dass das Training der letzten Monate wirklich sinnvoll war. Die 3 Triathletinnen waren übrigens schneller als alle Männer! Für Tanja bedeutete das wohl die beste Schwimmleistung ihrer Karriere und das obwohl sie im Gegensatz zu anderen Triathleten, die schon ab 20.4. im Hallenbad schwimmen durften, erst jetzt mit diesem Training anfangen darf.
Heute gings für Tanja mit dem Laufbewerb über 10km weiter. Gerade diese Disziplin hat in den letzten Jahren unter den Verletzungsproblemen gelitten und die Hoffnung war groß, dass nach der letztjährigen Bandscheibenoperation (August 2019) nun eine deutliche Weiterentwicklung erfolgen könnte. Die Regeneration nach der OP ist noch länger nicht abgeschlossen, aber gerade die letzten Monaten und Wochen zeigten im Training einen starken Aufwärtstrend.
Als letzte Teilnehmerin ging Tanja heute auf die Strecke und versuchte gleich ihre bisherige Bestzeit (38:28) zu unterbieten. Bereits nach ein paar Kilometern war eine neue Bestzeit praktisch klar, dass die Uhr im Ziel aber gleich bei 36:49 stehen blieb, war für Tanja nicht nur eine positive Überraschung, sondern in Kombination mit der gestrigen Schwimmleistung eine persönliche Erfolgsgeschichte, wie sie es noch kaum erleben durfte.
"Ich habe so hart gearbeitet, bin die letzten Jahre immer wieder am Boden gelegen, habe aber immer weiter gekämpft, auch weil mein Team um mich immer an mich geglaubt hat und mich motiviert hat. Auch wenn es nur ein ganz kleiner Wettkampf war, ich kann meine Leistungen realistisch einschätzen und das macht mich einfach glücklich und noch zuversichtlicher für die Zukunft!" - meine Tanja heute nach dem Zieleinlauf.